Warum lässt Gott das zu?

In schweren Zeiten erreicht mich immer wieder die Frage, warum lässt Gott das zu? Oder warum greift Gott nicht ein?
Gemeint sind oft Ereignisse die das aktuelle Weltgeschehen betreffen und die wir (zurecht) als sehr ungerecht und schlimm empfinden.

Es ist sicher wichtig, dass wir dagegen unsere Augen nicht verschließen und unseren Teil für mehr Gerechtigkeit, in dieser Welt, nach unseren Möglichkeiten erfüllen. Aber die Frage ist: Wo erreicht mich aus dem Zustand des Friedens, denn ich dabei immer erst finden soll, der Ruf, welcher Beitrag das sein kann?
Aus einem Zustand der Ohnmacht, der Wut, der Verzweiflung und der Hoffnungslosigkeit werde ich ihn kaum leisten und wenn, wird er eher destruktiv als konstruktiv sein.
Angst lähmt aber auch Schuld lähmt. Angesichts dessen, dass man nicht weiß wie man einer so übergroßen Ungerechtigkeit begegnen kann, können Schuldgefühle, nach dem Motto: „Ich bin ja ein spiritueller Mensch, mein Beitrag müsste größer sein“, lähmend wirken. Vor allem, wenn man sieht, wie andere Menschen viel Aufklärungsarbeit etc. leisten.
Aber ist Aufklärungsarbeit der einzige Dienst, der wertvoll ist und nicht auch z.B. der ganz praktische Aspekt für einzelne Menschen da zu sein, die in Not geraten sind? Oder der Dienst Menschen wieder in ihren Zustand des Friedens vor Gott zu bringen, der ihnen, wie gesagt, überhaupt erst wieder die Möglichkeit gibt, ihren konstruktiven Umgang mit der Situation zu ermöglichen und damit ihren wertvollen, „kleinen Beitrag“ am Wiederstand gegen die Ungerechtigkeiten zu finden?

Sehr wertvoll finde ich in diesem Zusammenhang das „Gelassenheitsgebet“ von Reinhold Niebuhr, welches in seiner ursprünglichen Fassung so lautet:

„Vater, gib uns den Mut, das zu ändern, was geändert werden muss, die Gelassenheit, das zu akzeptieren, was nicht zu ändern ist, und die Einsicht, das eine vom anderen zu unterscheiden“.

Vielfach kann aber auch einfach der Umstand eingetreten sein, dass wir mit Gott „unausgesöhnt“ sind, weil wir ihn anklagen und nicht verstehen können, dass er nicht eingreift, dass Gott die Dinge so zulässt, wie sie sind?
Wie sollen wir also Frieden im Herzen finden, wenn diese „Anklagen“ im Herzen den Zugang zu ihm verhindern und wir uns damit auch vor Gott ohnmächtig und verlassen fühlen?

Unser Glaube wird damit geprüft und wir dürfen es als eine Herausforderung sehen, über einen bloßen „Kindheitszustand“ vor Gott etwas mehr hinauszuwachsen in Richtung „Weisheit“ indem wir die Vorsehung Gottes etwas mehr verstehen lernen.

Sehr empfehlen kann ich in diesem Zusammenhang das Buch von Emanuel Swedenborg: „Die Weisheit der Engel betreffend die göttliche Vorsehung“.
Link zum kostenlos herunterladen:

Klicke, um auf DiegoettlicheVorsehung.pdf zuzugreifen

Solange wir über Gott so denken, wie man nur über einen irdischen Herrscher denken kann nämlich, dass er mit „Feuer und Schwert vom Himmel herabfahren wird um in der Endzeit, die als ein bestimmter Tag gesehen wird, die Schafe von den Böcken zu scheiden“, wie viele in den Kirchen und der evangelikalen Bewegung glauben, wird man Gott zurecht nicht mehr verstehen oder gar an ihm irre werden.
Denn wie wäre es auch zu verstehen, dass dieser Gott die ganze Zeit nicht eingreift und erst wartet bis die Welt vor dem Untergang steht und dann mit Blitz und Donner eingreift, als hätte er vorher geschlafen oder als sei er heimtückisch, weil er erst wartet bis die Menschen ordentlich gesündigt haben um sie dann erst zu bestrafen?

Diese Anschauung von einem zornigen und strafenden Gott ist diese Art „Kindheitszustand“ vor Gott, den wir mit etwas „Weisheit“ hinter uns lassen dürfen.

Gott ist die Liebe. Und wenn wir schon einen liebevollen Menschen keine unreinen Eigenschaften wie Zorn, Hass oder Rache zurechnen können um wie viel weniger Gott, der unveränderliche und unendliche Liebe ist!

Dass wir das Wort Gottes dahingehend auslegen. schulden wir unserem „fleischlichen Sinn“ wie es der Urchrist Clemens v. Alexandrinus (gelebt um 150 n. Chr.), noch so schön ausdrückt:

„Wir müssen aber genau wissen, dass der Heiland die Seinen nie in Menschenweise, sondern immer mit göttlicher und geheimnisvoller Weisheit lehrt, und darum dürfen wir seine Worte nicht in fleischlicher Weise auffassen, sondern müssen den in ihnen verborgenen Sinn mit dem dazu nötigen sorgfältigen Nachdenken zu erforschen und zu verstehen suchen. Denn auch die Worte, die von dem Herrn selbst den Jüngern ganz eindeutig gesagt zu sein scheinen, erfordern, wie es sich zeigt, wegen des überschwenglichen Maßes der in ihnen enthaltenen Weisheit auch jetzt noch nicht weniger, sondern noch mehr Nachdenken als die in Rätselform gesprochenen Worte“.
(Clemens v. Alexandrinus, Welcher Reiche wird gerettet werden, Kap. 5,2)

Um so mehr wir „geistige Menschen“ werden. legen wir also auch das Wort Gottes wieder geistig aus. Nur so verstehen wir wieder seinen inneren Sinn, der zeitlos und eine Nahrung für die Seele ist und nicht so sehr für den Körper oder die Belange dieser Welt.
Denn, wenn unser Sinn nur auf weltliche Dinge gerichtet ist, wie sollte unsere Auslegungsart da vom Hl. Geist Jesu erfüllt sein und uns nähren können? Unserer Selbst- und Weltliebe gemäß legen wir dann auch die Bibel nur buchstäblich und fleischlich aus. Aber dann wachsen wir auch über die Vorstellung von einem zornigen und affekthaften Gott nicht hinaus, weil wir nicht verstehen können, dass hier unsere (unreinen) Zustände und Empfindungen beschrieben sind, die wir durchlaufen, auf unserem Weg zu ihm.

Wenn Gott nun nicht zornig und affekthaft wirkt, bleibt nur noch die Variante, dass er in Liebe und Weisheit und ohne Unterlass wirkt. Und – kann es denn anders sein?
Und weil mit der Liebe kein Zwang einhergehen kann, ist er für uns ein verborgener Gott, wie geschrieben steht: „Fürwahr, du bist ein verborgener Gott, du Gott Israels, der Heiland.“ Jes. 45,15
Denn so uns der freie Wille zugestanden wird, müssen uns auch die Folgen zugestanden werden, die entstehen, wenn wir diesen freien Willen missbrauchen.

Der Unterschied zwischen der Liebe Gottes und der Vorsehung Gottes.

Während die Liebe jederzeit nur Gutes will und am liebsten jeden Menschen sofort und gänzlich an sich ziehen möchte, muss die Weisheit Gottes darauf Rücksicht nehmen, dass das den Einzelnen überfordern würde. Also hat die Vorsehung Gottes den Endzweck vor Augen, die alle Dinge so lenkt, dass sie letztendlich zum Besten dienen.

Dieser Endzweck ist aber nicht, dass wir in dieser Welt ein möglichst glückliches und leidloses Leben leben (so sehr uns die Liebe Gottes das auch wünscht und gönnt), sondern, dass wir möglichst reif, weise und selber voller Liebe zu Gott und dem Nächsten werden, sprich: Dass aufgrund dieser Verwandlung unsere Seele für himmlische Freuden überhaupt erst aufnahmefähig wird. Aber dazu braucht es einen Prozess, der die Seele mitnimmt, sie verwandelt und in einen neuen Menschen umgestaltet, so dass der Mensch tatsächlich vom Wesen her ein besserer Mensch wird und nicht nur einer, der sich das im Glauben einredet.

Die Vorsehung Gottes bezieht sich auf den Einzelnen.

Genau umgekehrt zur Welt, wo der Einzelne zu Gunsten der Masse keine Berücksichtigung findet, hat Gottes Vorsehung den Einzelnen im Auge. Dies gilt auch, wenn die äußeren Umstände in dieser Welt alles andere als diesen Anschein haben. Daher lassen wir uns hier auch gerne blenden und zweifeln dann an der Vorsehung Gottes und damit auch an seiner Liebe.

Um so mehr wir die Welt lieben, verlieren wir den Blick für diese Vorsehung Gottes.

Auch wenn scheinbar viele Menschen das selbe, schlimme Schicksal erleiden, so sehen wir dabei doch nur das Äußere. Wir können uns nicht vorstellen, dass in jedem Einzelnen Menschen ein völlig „individuelles Leben“ und eine völlig individuelle Vorsehung abläuft und dass dies von den äußeren Umständen wesentlich unabhängiger ist, als wir uns das auch nur im Entferntesten vorstellen können.

Denen die Gott lieben, dienen alle Dinge zum Besten.

Diesen Spruch kennt wahrscheinlich jeder. Aber ich bin überzeugt, er ist auch wahr. Um so mehr wir uns der Liebe Gottes fügen und mit ihrem „Strom“ mit-fließen, um so mehr werden uns gerade äußere Notzeiten zum Segen. Wir wachsen und reifen dann in diesen Zeiten ganz besonders und um so mehr wir uns in „seine Arme“ werfen und diese Welt loslassen, um so schmerzloser ist dieser Prozess auch. Es ist also für die Seinen eine echte Gnadenzeit.
Anders ist es bei denen, die an der Welt festhalten und mit dem „Strom der Liebe“ nicht mitgehen wollen. Für diese wird es ein Leben der falschen Kompromisse und der Bedrängnisse werden, die sie immer weiter verstricken. Manche fallen vielleicht sogar vom Glauben ab und/oder werden von den bösen Geistern ihrer Kompromisse und Lügen überwältigt und vereinnahmt.
Das ist gemeint mit den Worten Jesu: „Es ist wie bei einem Menschen, der außer Landes reiste, sein Haus verließ und seinen Knechten Vollmacht gab und jedem sein Werk, und dem Türhüter befahl, dass er wachen solle. So wacht nun! Denn ihr wisst nicht, wann der Herr des Hauses kommt, am Abend oder zur Mitternacht oder um den Hahnenschrei oder am Morgen; damit er nicht, wenn er unversehens kommt, euch schlafend findet. Was ich aber euch sage, das sage ich allen: Wacht!“ (Mk. 13,34-37)

Schlimme äußere Zeiten tangieren die Vorsehung Gottes bei dem Einzelnen also nicht, aber sie bewirken sehr wohl eine „Scheidung der Geister“.

Wenn wir uns von der Welt und ihrem „Glück“ zu sehr haben einschläfern lassen, kann es uns sehr unvorbereitet treffen und wir verstricken uns dann gegen unsere eigene Überzeugung. Daher sagt Jesus an dieser Stelle: „Wacht!

lebenslebendig

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Veröffentlicht von

lebenslebendig

seit mehr als 25 Jahren bin ich auf meinem spirituellen Weg der durch viele esoterische Richtungen wieder zurück zum Christentum geführt hat. All die Jahre hindurch hat mich das Studium sämtlichen Schriften aus dem Urchristentum nie losgelassen. Mir geht es inzwischen absolut wie in dem Gleichnis von dem Schatz im Acker oder dem, der DIE Perle gefunden hat: „Das Himmelreich gleicht einem Schatz, verborgen im Acker, den ein Mensch fand und verbarg; und in seiner Freude ging er hin und verkaufte alles, was er hatte, und kaufte den Acker. Wiederum gleicht das Himmelreich einem Kaufmann, der gute Perlen suchte, und als er eine kostbare Perle fand, ging er hin und verkaufte alles, was er hatte, und kaufte sie.“ ( Matth. 13,44-45)

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