Der kleine Junge und das viele Geld

Weil jede Geschichte mit „es war einmal“ beginnt, so beginnt auch diese Geschichte mit „es war einmal“. Und weil es eine kleine Geschichte ist beginnt sie mit „es war einmal ein kleiner Junge“, der von seinem Vater beauftragt wurde Brot vom Bäcker zu holen.
Da es in Strömen regnete war der kleine Junge, der übrigens Jonas hieß, gar nicht begeistert von dieser Idee. „Hier hast du viel Geld“, sprach der Vater und streckte dem kleinen Jonas einen für diesen beeindruckend großen Geldschein entgegen. Da begannen die kleinen Äuglein des Jungen zu leuchten und er hörte nur noch beiläufig, wie der Vater noch sprach „und lass dir das Rückgeld geben und komme dann sofort wieder zurück!“
Jonas schlüpfte in seine viel zu große Regenjacke und lief sofort los. Und während er die unzähligen Regentropfen an seiner Kapuze runter tropfen sah, begann er zu träumen und er träumte, wie er nun die unzähligen schönen Dinge kaufen kann, die er sich schon immer wünschte. Es schien ihm als würde ihm die ganze Welt zu Füßen liegen.
Da fiel ihm ein, dass ein Stück des Weges, nach der Bäckerei, ein großer Spielzeugladen war und sogleich hüpfte sein Herz bei dem Entschluss erst einmal dort hin zu laufen und erst auf dem Rückweg das Brot zu kaufen.
Dort angekommen sah er sofort den schönen Schulranzen, den er sich schon immer wünschte und die unzähligen anderen schönen Sachen. Er holte einen großen Einkaufswagen und packte alles rein und je voller der Wagen wurde, um so mehr tolle Dinge begann er zu entdecken. Oh wie schwer war es für ihn zu entscheiden, was er jetzt gleich und was er auf jeden Fall beim nächsten Mal mitnehmen wolle. Mühsam kämpfte er schließlich den übervollen Einkaufswagen vor die Kasse und streckte der Kassiererin stolz seinen Geldschein entgegen. „Oh mein Junge, das reicht aber nicht für all die Sachen“, rief ihm die blond gelockte, kräftige Frau mit einem mitleidigen und zugleich etwas gestressten Unterton entgegen. Jonas überlegte nun krampfhaft was er zurücklassen wolle, als die Verkäuferin noch einmal anhob und sagte, „nein, mein Junge, du hast mich nicht verstanden! Das sind 10 Euro, das reicht für keines der Dinge die du da im Einkaufswagen hast!“
Beschämt und zutiefst enttäuscht ließ Jonas nun den vollen Einkaufwagen vor der Kasse stehen und rannte aus dem Laden, während er mit seinen Tränen kämpfte.
Seinen Auftrag, das Brot von der Bäckerei zu holen, hatte er längst vergessen. Er fühlte sich belogen, ja betrogen von seinem Vater und dabei rannte er und rannte er, beinahe durchgehend, den ganzen Weg bis nach Hause zurück.
Daheim angekommen erzählte der Junge atemlos und enttäuscht dem erstaunten Vater alles. Dieser musste schließlich lachen und umarmte den kleinen Jungen und sprach: „Doch mein Junge, was ich dir gegeben habe ist schon viel Geld, aber eben für einen Laib Brot, den wir jetzt dringend brauchen, damit wir nicht hungern, hast du das verstanden?“ Jonas wollte das nicht so gleich verstehen, aber sein Vater nahm in bei der Hand und sagte, „komm, wir machen das gemeinsam!“
So gingen sie gemeinsam zur Bäckerei und nachdem sie ein wunderbar duftendes, großes Brot gekauft hatten, sprach der Vater: „Weißt du was? Jetzt gehen wir noch deinen neuen Schulranzen holen, denn ich glaube, den hast du inzwischen wirklich dringend nötig!“ Da glänzten die Augen des Jungen wieder und im Geschäft angekommen, fiel es ihm diesmal überhaupt nicht schwer an all den anderen, schönen Dingen, vorbeizulaufen so stolz und glücklich war er über seinen wunderschönen, neuen Schulranzen.

Anmerkung zur Geschichte:
Auch wir missverstehen den Geldschein um das tägliche Brot unseres himmlischen Vaters und seiner weisen Führung oft wie dieser kleine Junge in der Geschichte. Anstelle von Hingabe und Vertrauen tritt Machbarkeit und Selbstverwirklichung und wir überhöhen diesen Geldschein dann nicht selten bis hin zur eigenen Göttlichkeit, die eigenständig und unabhängig von Gott in uns existieren soll.

Für viele, die neu auf dem Weg sind, hört sich das zunächst schlüssig und gut an. Was soll es sonst sein, als die Entfaltung und Vergöttlichung meiner selbst, fragen sie?

Viktor Frankl, der bedeutende Wiener Psychoanalytiker, sagte mal: „Je mehr der Mensch nach Glück jagt, um so mehr verjagt er es auch schon“. Frankl betont den Grund bzw. den Sinn eines jeden Antriebes und sagt weiter: „Hat er einmal einen Grund dazu, dann stellt sich das Glücksgefühl von selbst ein. In dem Maße hingegen, in dem er das Glücksgefühl direkt anpeilt, verliert er den Grund, den er dazu haben mag, aus den Augen und das Glücksgefühl selbst sackt in sich zusammen“.

Was Frankl hier in Bezug auf das Glück sagt, trifft eins-zu-eins auch auf das Göttliche oder Gute zu! Sobald wir es direkt anpeilen wollen, verliert es den Grund und es entzieht sich im selben Maße wie wir es anstreben.

Der Grund aber ist Demut, Hingabe und Angebundensein an Gott sowie die Rücksprache, Zwiesprache und das Hinterfragen des göttlichen Willens. Rücksprache und Zwiesprache aber braucht die Vorstellung eines persönlichen Gottes, der außerhalb unserer Selbst ist.
Demut, Hingabe und Liebe beinhaltet dann im Weiteren, dass es nicht darum geht die eigene Göttlichkeit zum Leuchten zu bringen, sondern dass es um ein Eins-Werden mit dem Geliebten geht, ja um ein Erfüllt- und Durchflutetsein von der EINEN und EINZIGEN göttlichen Identität.

Jesus sagt daher:

Ich bin der Weinstock, ihr seid die Reben. Wer in mir bleibt und ich in ihm, der bringt viele Frucht, denn ohne mich könnt ihr nichts tun“. (Joh. 15.5)

Diese damit verbundene Selbstaufgabe des eigenen Egos ist ein ganz entscheidender Schritt auf dem Weg zur Gottsuche.

Wie dem kleinen Jungen in der Geschichte, so schmeichelt uns die Vorstellung vom „Wert des Geldes“ gerne und schnell. Wir wollen gerne ein „kleiner Gott“ sein und merken nicht, dass wir dabei zugleich das Wertvollste verlieren: Das Kind-sein vor Gott.

So stehen wir dann alleine mit dem vollen Einkaufswagen voller Dinge da, die wir niemals nach Hause schleppen könnten. Ebenso wie wir bei allen spirituellen Weltentwürfen, bei denen es um unsere eigene Göttlichkeit geht, von einer Selbstentfaltungsidee zu anderen getrieben werden.

Unter den unzähligen Rezepten und Anweisungen die eigene Göttlichkeit zu entfalten, werden wir vergleichbar mit „Glücksjunkies“ zu „Göttlichkeitsjunkies“ zeitweise voller „Erhöhungsgefühle“ um kurze Zeit darauf wieder am Boden zerstört zu sein.

Wir haben den Boden verloren (oder noch nie gefunden), wie Frankl sagen würde.

Den Urchristen ging es überhaupt nicht um Göttlichkeit oder Selbstentfaltung. Aber genau das erreichten sie in höchster Vollendung auf dem Weg der Demut und Hingabe zu Jesus Christus.

Clemens v. Alexandrinus (gelebt um 150 n. Chr.) hat diesbezüglich ein erstaunliches Buch geschrieben mit dem Titel: „Paedagogus“, also der Pädagoge. Er beschreibt darin diese Rücksprache, Zwiesprache und das Hinterfragen in Bezug auf Gott und wie der Mensch dann Antwort erfährt, in der Art einer Erziehung, Führung und Erlösung durch Jesus Christus.

Es sind darin wundervolle und tiefe Weisheiten enthalten, die auch unter Christen heutzutage kaum noch zu finden sind. Diese Rückkehr zum täglichen Brot und den aktuellen Notwendigkeiten (Schulranzen) braucht ein Hinhören, ein Angebundensein sowie viel Gelassenheit, Demut und Enthaltsamkeit.

Dies lehrt uns die Liebe zu Jesus Christus dann wieder, wenn wir uns von den Götzen der Esoterik und ihrem Lärm um das eigene Ego frei machen. Solange unser „Einkaufswagen“ davon voll ist können wir diese Stimme nicht hören und ihr nicht vertrauen. Wir sind zu voll und zu laut von uns Selbst und unserer Machbarkeit.

IHM anzugehören und mit IHM den Weg zur Liebe zu gehen ist nicht ein Mehr an Machbarkeit, sondern es ist die wahre Macht und die einzige Lösung, Erlösung!


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Die Versammlung der Erleuchtung

In der Tradition des Siddha Yoga kann niemand sich selbst als erleuchtet erklären, nur ein anderer Erleuchteter kann diese Anerkennung aussprechen.

Eines Tages berief der allseits anerkannte und erleuchtete Yogi Yisu Khristera eine große Versammlung ein, die er: „Die große Versammlung der Erleuchtung“ nannte.

Jeder Yogi und in langjähriger spiritueller Tradition Stehender des Landes erfuhr davon und hoffte insgeheim endlich als erleuchtet anerkannt und berufen zu werden.

So kam groß und klein, jung und alt zur ausgerufenen Versammlung und bald war der große Festsaal bis zum letzten Platz gefüllt.

Gespannt weilten nun die Gäste auf den berühmten Yogi, der inzwischen bereits einige Stunden auf sich warten lies.

Als er aber endlich kam, begrüßte er in seiner freundlichen Art sofort alle Anwesenden und ging sogleich durch die vordersten Reihen derer, die sich besonders berufen fühlten, als erleuchtet anerkannt zu werden und alle im Saal waren entsprechend gespannt, wen er wohl auserwählen würde.

Aber ehe sie sich versahen war er auch schon unscheinbar durch ihre Reihen gewandelt und bei kaum jemanden verzögerte er seinen Schritt.

Da waren diejenigen in den mittleren und hinteren Reihen insgeheim erfreut in ihrem Herzen ob der Gerechtigkeit Gottes, die kein Ansehen der Person kennt.

Als er aber durch die mittleren Reihen schritt wurde sein Blick trauriger und immer wieder verweilte er einen Augenblick bei dem Einen und Anderen.

Aber auch unter ihnen berief er keinen Einzigen und so fühlten die in den letzten Reihen eine um so tiefere Genugtuung über die Gerechtigkeit Gottes, die das Unscheinbare und Geringe auserwählt, das Hohe und Stolze aber allezeit zu Schanden werden lässt.

Da ging der alte Yogi auch durch die hintersten Reihen und sein Blick wurde dabei noch trauriger und mal verweilte er mehr und mal weniger bei jedem Einzelnen dem er dabei mit tiefer Liebe in die Augen sah.

Aber siehe da, auch durch diese Reihen ging er ohne auch nur einen Einzigen als erleuchtet zu berufen und so bewegten sich seine Schritte weiter und wieder ganz nach vorne Richtung Kanzel.

Da wurde es unruhig in der gesamten Versammlung und Unmut machte sich von allen Seiten breit und als der ehrwürdige Yogi endlich vorne angekommen war riefen auch schon sogleich einige aus den vorderen Reihen: „Erhabener Yogi Yisu Khristera, soll das etwa heißen, dass im ganzen Land kein einziger Erleuchteter mehr ist?“

Da sprach der alte Yogi mit gedämpfter Stimme: Doch. Es sind einige in diesem Land erleuchtet. Aber wie hätten sie hier her kommen sollen, nachdem allerorts verkündet wurde, dass angeblich eine Versammlung stattfindet, auf der Erleuchtete berufen werden sollen?

Sie, die die Ehre von Menschen fürchten und meiden da sie ihnen ein Mühlstein um ihren Hals wäre um Gott in unscheinbarer und gerechter Art und Weise zu dienen!

Wisst ihr nicht, dass die, die Gott über alles Lieben IHM allein in allen Dingen Dienen und allein SEINE Ehre suchen?

Da waren alle tief beschämt. Sowohl jene in den ersten Reihen wie auch jene in den Letzten. Denn sie waren alle gekommen um vor den Menschen geehrt oder zumindest anerkannt zu werden.

Und sie verstanden nun, warum es nicht hieß: „Die Versammlung der Erleuchteten“ sondern „Die Versammlung der Erleuchtung“. Und beschämt und ein Stück weit demütiger gingen alle wieder nach Hause zurück, wobei einige einen weiten Weg hatten, um über das Erlebte nachzusinnen.


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Der mutige Schüler

Der erwürdige Lehrer Rabbi Malachi sprach vor seiner Schulklasse über Tugend und Ehrlichkeit und wie wichtig dabei das richtige Sehen und Hören ist.
Daraufhin schrieb er eine mathematische Formel an die Tafel, die seine Schüler nie zuvor gesehen hatten. Wie zu erwarten, vermochte keiner der Schüler die Aufgabe zu lösen.

Da war der Rabbi ungehalten und sprach: „Selbst ein Blinder würde diese Aufgabe eher lösen als ihr!“

Die Schüler waren perplex und erstaunt über die Reaktion ihres Rabbi, den sie so nicht kannten. Daraufhin öffnete dieser die Tür nach draußen und rief den alten Bettler Gamaliel, der allseits bekannt war und Tag für Tag auf der Treppe des Tempels saß, um zu betteln.
Dieser war von Geburt an blind. Als er die Stimme des Rabbi hörte, stand er aber sogleich auf und kam zu ihm. „Was kann ich für dich tun, Lehrer?“ sprach der erstaunt wirkende Blinde.
„Gehe an die Tafel und löse die Aufgabe, die ich darauf geschrieben habe!“ Da sprach der Blinde: „Wenn es weiter nichts ist“ und ging an die Tafel und schrieb an der genau passenden Stelle die richtige Lösung!
Da erwiderte der Rabbi kurz: „Ja, es ist die richtige Lösung!

Da ging ein Raunen durch die Klasse und alle Schüler waren hoch verwundert über dieses Rätsel. Einige blieben noch in der Klasse sitzen und versuchten bei genauer Betrachtung die Formel und ihre Lösung zu verstehen.

Samuel aber, einer der Jüngsten in der Klasse, folgte dem Lehrer, nahm seinen ganzen Mut zusammen und sprach: „Ehrwürdiger Lehrer, verzeihen Sie bitte meine Unterstellung, aber ich sah gemeinsam mit meinen Mitschülern, als wir uns vor der Schule versammelten, dass Sie dem Bettler etwas schenkten und mit ihm besprachen, bevor sie die Schule betraten, kann es sein, dass Sie die Lösung mit ihm abgesprochen haben?
Da lobte der Rabbi den furchtsam schauenden aber mutigen Jungen über alle Massen und sprach: „Wie es aussieht, bist du der Einzige, der diese Aufgabe lösen konnte! Erinnerst Du Dich noch an das Thema der Aufgabe?“ „Nein, nicht direkt..“ murmelte der Junge, „es war eine sehr lange Formel“ als ihn der Rabbi sogleich unterbrach und sprach: „Das Thema war: „Tugend und Ehrlichkeit und wie wichtig dabei das richtige Sehen und Hören ist.

Du hast richtig gesehen und richtig gehört, weil Du Dir selbst und Deinem Herzen vertraut hast. Behalte Dir Deinen kritischen Geist in deinem weiteren Leben und schaue auch weiterhin nicht weg, wenn Unrecht vor deinen Augen geschieht. Tugend und Ehrlichkeit erfordert von uns immer Mut und geht auch immer mit einer Prüfung im Leben einher. Du hast diese Prüfung bestanden und hast Dich nicht von meiner Autorität blenden oder verleiten lassen.
Tugend und Ehrlichkeit kann nur durch ein praktisches Beispiel gelehrt werden und nicht in der Theorie. Sie ist keine Formel, die man an die Tafel schreibt und mit dem Kopf lösen oder auswendig lernen könnte. Sie kann nur mit einem tugendhaften und mutigen Herzen gelöst werden.

Das hast Du soeben getan. Und morgen werden wir den Rest der Klasse dazu motivieren.“


Anmerkung zur Geschichte:

In einer Gesellschaft in der wir von Geburt an auf Gehorsamkeit getrimmt werden und derjenige bevorzugt wird, der Lösungen seiner Vorgesetzten und was diese hören wollen, nachplappert, ist es schwer, nicht der Unehrlichkeit zu verfallen.
Aber diese Art von „Anständigkeit“ ist in Wahrheit keine Tugend, sondern eher Unterwürfigkeit, Speichelleckerei und mangelnder Mut und wir verraten damit unsere Werte ebenso wie die, der Gesellschaft.
Wie in der Geschichte ergeht es auch uns, wenn wir Autoritäten – und erscheinen sie uns noch so glaubwürdig aus Politik und Wissenschaft, mehr glauben als unseren eigenen Sinnen, unserer eigenen Intuition und unserem wachen Geist!


© lebenslebendig

Die Teufelskrücke

Es war einmal ein Apotheker, dessen Geschäfte liefen mehr schlecht als recht da, die Menschen in jener Gegend im Allgemeinen sehr gesund und glücklich waren.
Da überlegte der Apotheker Tag ein Tag aus, was er wohl tun könnte um sein Geschäft einträglicher zu machen. Als er, wie jeden Tag, an die nahegelegene Quelle ging um sein Morgenbad zu nehmen, erschrak er gedankenversunken sehr, als hinter ihm plötzlich ein schwarz gekleideter Mann am Ufer saß, der eine ebenso schwarze Krücke in der linken Hand hielt.
Der Apotheker war kaum aus dem Wasser gestiegen, als dieser ihn auch sogleich harsch ansprach: „Nimm meine Krücke, damit ich mich daran aufrichten kann!“ Der Apotheker griff nach der Krücke und just in dem Moment, als sich die dunkle Gestalt daran aufrichten wollte, entglitt sie ihm auch sogleich aus seiner nassen Hand. Da schrie der wütende Alte: „Kein Wunder, dass dein Geschäft schlecht läuft du ungeschickter Tölpel und Quacksalber!“
Da wurde der Apotheker ungehalten und wollte schon nach der Krücke greifen als sie der wütende Alte sogleich mit eisernen Griff umfasste und der Apotheker erschrocken davon abließ. Da wandte sich der Apotheker angewidert ab und wollte schon seines Weges gehen als ihm der Schwarze hinterher rief: „Verkauf mir deine Seele und du sollst reich sein!“ Der Apotheker hingegen wandte sich erstaunt um und rief; „Ich glaube weder an Gott noch Teufel und ebenso wenig an eine unsterbliche Seele, was willst du mir schon anbieten, du traurige Gestalt!“
Da rief der Schwarze: „Na dann, nur zu, was hast du zu verlieren? Unterschreibe hier und dann wirst du schon sehen!“ Sogleich griff er nach einer alten Pergamentrolle aus seiner schwarzen Jacke und streckte sie dem verblüfften Apotheker entgegen. „Hier unterschreib und ich beweise es dir!“ Da unterschrieb der Apotheker mit einem verschmitzten Lachen und sagte: „Dann nur zu, dann tue was du kannst oder nicht kannst“ und kaum hatte er dieses ausgesprochen, da verschwand die düstere Gestalt mit einem lauten Knall und dem Apotheker wurde kurzzeitig doch ein wenig Angst und Bange.

So lief er den Weg zurück und schüttelte fortwährend den Kopf und murmelte: „Ei was bin ich bloß verrückt, ich muss am helllichten Tage halluziniert haben.“

Am nächsten Tag erinnerte sich der Apotheker kaum noch an diese zweifelhafte Begegnung, von der er auch niemandem erzählte, um nicht als verrückt angesehen oder belächelt zu werden. Draußen vernahm er dabei das übliche Marktgetümmel auf dem nahegelegene Marktplatz, das wie jeden Samstag seinen Lauf nahm. Erst nach einiger Zeit bemerkte er, dass ein Marktschreier besonders laut und eindringlich von sich aufmerksam zu machen schien. Da wurde auch er neugierig und weil ohnehin, wie immer, kein Kunde in seinem Geschäft war, schloss er dies kurzerhand zu und folgte der laut von sich aufmerksam machenden Stimme durch das Getümmel einer inzwischen sehr aufgeregten Menge.
In Hörweite angelangt sah er schließlich einen gut gekleideten Mann mittleren Alters der laut rief: „Wenn ihr euch nicht vorseht, werdet ihr alle von dieser um sich greifenden, neuen Krankheit angesteckt werden und viele von euch werden daran sterben! Soeben wurden im Nachbarort wieder viele Leichen aufgelesen, die diese eigenartigen schwarzen Stellen am ganzen Leib haben…“. Da rief einer, „das ist die Pest!“ Er aber rief zurück, „ja… und nein, es ist viel schlimmer als die Pest, da es eine ganz neuartige und ohne eindeutige Symptome um sich greifende, sehr böse Krankheit ist von der man bisher nur weiß, dass sie sehr ansteckend ist und sich sehr schnell verbreitet!“

Da waren viele schockiert, andere aber meinten, „ach, lass diesen „Schlechtwetterpropheten, es wird schon nicht so schlimm werden.“

Auch der Apotheker wollte sich soeben abwenden, da durchfuhr ihn ein Stich im Herzen als er sah, dass der Herold mit derselben schwarzen Krücke die Bühne verließ, die er gestern bei dem alten unheimlichen Mann sah.
Mit einem beklemmenden Gefühl ging er wieder zurück zu seiner Apotheke und wollte dem Geschehen keine weitere Aufmerksamkeit schenken. Bedächtig drehte er das Schild an der Innenseite seiner Tür von „Geschlossen“ wieder auf „Geöffnet“ und betrat das alte aber schöne Haus mit seinem sehr stilvollen Mobiliar der alten Apotheken um die Jahrhundertwende. Der unvergleichliche Geruch von Medikamenten der in der Luft lag schien selbst von den großen Fenstern mit ihren vielen Sprossen längst aufgesogen und durchdrungen zu sein. Schon sein Vater war Apotheker und hatte dies alles mit viel Liebe und Herzblut aufgebaut. Dieser war damals sehr bekannt und beliebt gewesen in der Stadt. Sein Sohn hingegen wollte niemals Apotheker werden. Er liebte vielmehr schnelle Autos und hübsche Frauen und sah in der damals noch gut gehenden Apotheke nur eine gute Erwerbsquelle. Aber diese Zeiten haben sich geändert. Selbst seine teuren Autos musste er inzwischen verkaufen und seine Frau mitsamt den Kindern hatte ihn aufgrund der vielen Affären längst verlassen. Einsam und mürrisch geworden, kreisten seine Gedanken nur noch um das eine Thema: Wie könnte er mit einer besonderen Idee wieder zu Wohlstand gelangen um wieder ein besseres Leben zu haben. Er hatte schon viele Salben und Medikamente mit reißerischen Namen wie „Ewige Jugend“ oder „Allheilmittel für jede Krankheit“ entwickelt. Aber die Menschen wussten inzwischen längst, dass all diese „Medikamente“ außer ihre abgehobenen Versprechen nichts bewirkten. Der lieblose Empfang seiner Kunden und deren wenig sachkundige Beratung tat dabei das übrige.

Angewidert kratzte er das Mindestablaufdatum von seinem teuersten Mittel um es erneut zu platzieren, als plötzlich eine sehr bestimmend klingende Stimme hinter seinem Rücken ertönte: „Herr Doktor Netsord, spreche ich mit ihnen persönlich?“
„Ja“, wandte sich der erstaunte Apotheker um, der das Klingeln an der Tür überhört haben musste. „Ja, was kann ich für sie tun?“, stammelte er ein wenig als er an der schwarzen Krücke erkannte, dass es derselbe Mann war der kurz zuvor auf dem Marktplatz zu sehen war.

„Ich habe einen Großauftrag für sie!“

„Hier ist eine Liste aller Ingredienzien und die genaue Anleitung wie sie verarbeitet werden müssen. Bekommen sie das hin?“ Der Apotheker etwas perplex über diese Herablassung überflog den Zettel flüchtig und antwortete nickend; „Ja, das dürfte kein Problem sein! Wieviele Einheiten davon wünschen sie?“
„Auch das steht am Ende der Liste“!, sprach der zunehmend ungehaltene Kunde, der seine Worte ständig mit einem nervigen Klopfen seiner Krücke zu befestigen bzw. zu erhärten schien.

Der Apotheker erblaßte. „Was? Eintausend Einheiten?!!“, während er im Kopf sogleich das zu verdienende Geld grob überschlug.

„Ja!“, antwortete der Gast mit ruhiger und gefasster Stimme: „Und wenn sie bis zum Ende des Monats liefern können, werden sie noch einen viel größeren Auftrag von mir erhalten“!
„Es ist mir eine Ehre ihnen zu Diensten zu sein, Herr… ähm…“ wollte er noch um seinen Namen fragen als dieser schon sein linkes Bein hinter sich herziehend, humpelnd die Apotheke verließ.

Nun stand er da, wieder alleine in der Apotheke und mit gemischten Gefühlen über diesen seltsamen Auftraggeber. Soll er den Auftrag annehmen oder doch ablehnen? Schließlich musste er in Vorkasse gehen und hatte noch nicht einmal den Namen seines Kunden?
Schon tentierte er den Auftrag abzulehnen als er anhand der Liste aber sah, dass er all die Bestandteile sogar in ausreichender Menge vorrätig hatte. Auch wenn diese zum Teil vom Haltbarkeitsdatum längst abgelaufen waren. Er hätte also nichts zu verlieren und bekäme sein altes Zeug los, das, wie er mit Erstaunen feststellte, er nur deswegen in so großer Menge da hatte, weil vieles davon zur Bekämpfung von Ratten eingesetzt wurde. War er doch inzwischen sogar schon dazu übergegangen als Apotheker Rattengift zu verkaufen. Ein einträgliches Zusatzgeschäft das bessere zu laufen schien als Medikamente, die ohnehin keiner haben wollte.

Der Teufel mit dem Krückstock hingegen zog währenddessen in jeden Ort der umliegenden Stadt und heroldete dort dasselbe. Ein großer Teil der Menschen geriet so in Angst und Panik andere aber sagten: „Was ist das für ein Mann und was für eine neue, ansteckende Krankheit soll das sein? Sie sterben an mangelnder Ernährung und schlechter Hygiene!“ Und so gerieten sie in Streit und es entstand eine Kluft zwischen den Menschen und keine der beiden Extreme schien recht zu haben.

Am Ende des Monats aber kam der Teufel nicht wie versprochen in die Apotheke um seine Bestellung abzuholen, sondern ging schnurstracks zum Bürgermeister der Stadt, dem er folgendes berichtete: „Geehrter Herr Bürgermeister, wie sie vielleicht schon gehört haben macht eine neue, seltsame Krankheit von sich reden. Ich bin Arzt und habe viel darüber geforscht und einiges über diese Krankheit herausgefunden und möchte ihnen dabei gerne meine Ergebnisse mitteilen.“
Der Bürgermeister reagierte sofort entnervt und sprach: „Was für eine neue Krankheit, hier gibt es keine neue Krankheit! Ich muss mich jetzt meinen Geschäften widmen. Ich wünsche ihnen noch einen guten Tag, Herr Doktor!“
Da sprach der Teufel: „Na, wenn das so ist werde ich zuerst zu dem Bürgermeister des Nachbarortes gehen, dem wohl mehr an der Gesundheit seines Volkes gelegen ist. Ich habe nämlich einen Test entwickelt aufgrund dessen diese Krankheit sehr früh erkannt und behandelt werden kann und in ihrer Stadt viele Todesfälle vermeiden kann. Ich hoffe, ihre Bürger tragen es ihnen nicht nach, wenn sie erfahren, dass im Nachbarort der Bürgermeister früher und somit als erster fürsorglich gehandelt hat. Noch allerdings könnten sie der Erste sein!“

Da wurde der Bürgermeister nachdenklich und sagte: „Nun gut, stellen sie ihre Ergebnisse und diesen Test auf dem heutigen Markttag vor. Ich werde dafür kurz anwesend sein und ihr Vorhaben mit ein paar Worten einleiten.“

Zufrieden humpelte daraufhin der Teufel aus dem Rathaus und geradewegs in die gegenüberliegende Apotheke. „Herr Netsord, Herr Netsord!“, rief er noch ehe er an der Theke angekommen war, „haben sie meine Bestellung fertig?“ Etwas schüchtern trat der Apotheker aus dem Hinterzimmer hervor: „Ja, es ist alles fertig und die Rechnung habe ich beigelegt…“, als ihn der Teufel sofort unterbrach und sprach: „Ich habe eine Aufgabe für sie, die ich fürstlich belohnen werde!“ Der verdutzte Apotheker wirkte verunsichert, aber der Teufel ließ sich nicht unterbrechen bis er ihm seinen neuen Auftrag bis ins Detail erklärt hatte.

Am nächsten Tag war Markttag und es stand nicht nur der Teufel, sondern auch der Apotheker und der Bürgermeister neben ihm auf der Bühne.

Sogleich ergriff der Bürgermeister das Wort: „Liebe Bürgerinnen und Bürger unserer hochangesehenen Stadt, in der Pflicht und der tiefen Sorge über die Gesundheit und das Wohlergehen unserer Bürger möchte ich sogleich das Wort an unseren verehrten Herrn Doktor weitergeben, der von mir als Fachmann dafür beauftragt wurde.“ Da trat der Teufel vor und sprach: „Wie ihr wisst habe ich aufgrund meiner Forschungsarbeit schon sehr früh von dieser neuen, heimtückischen Krankheit erfahren und davor gewarnt. Und zwar noch ehe andere Fachleute oder Ärzte ihre Aufmerksamkeit darauf gerichtet haben. Ich bin seitdem nicht untätig geblieben und habe alle meine Zeit und Energie darauf verwand diese teuflische Krankheit zu besiegen. Am Ende ist es mir nun gelungen einen Test zu entwickeln, der die Symptome dieser heimtückischen Krankheit früh erkennt und ein Medikament, welches frühzeitig verabreicht diese Krankheit und ihren verheerenden Verlauf zum Stoppen bringt oder zumindest ihre tödliche Gefährlichkeit entscheidend abmildert.“

Spätestens jetzt war es auf dem gesamten Marktplatz still geworden und alle Bürger harrten gespannt den weiteren Ausführungen.

Da trat sogleich der Apotheker hervor und grüßte ebenso frenetisch seine Mitbürger und sprach: „Ich will euch nun hier und sofort den Test vorführen, den bitte jeder Bürger ab sofort so oft wie möglich durchzuführen hat und auch den hier nicht Anwesenden in anteilnehmender Fürsorge beizubringen moralisch verpflichtet ist!“
Daraufhin stellte sich der Apotheker mit breiten Beinen ganz vorne auf die Bühne und streckte die Arme links und rechts vom Körper weg. „Stellt euch bitte so hin und schließt die Augen. Streckt nun den Miteilfinger aus und führt eure Arme bei geschlossenen Augen langsam zueinander bis sich die beiden Finger korrekt in der Mitte treffen!“
Die Bürger die viel zu eng aufeinander da standen, konnten diese Übung kaum ausführen als der Apotheker sogleich ergänzte: „Sollte es dem einen oder anderen nicht gelingen, dass sich die Finger korrekt in der Mitte treffen, so besteht zumindest die Befürchtung, dass schon eine leichte Störung im Bewegungsablauf des Körpers vorliegt, welcher dieser Krankheit symptomatisch vorausgeht. Weitere auffällige Symptome sind: Appetitlosigkeit und Magenschmerzen, Atemnot, Gliederschmerzen, Hautausschläge, Schwindel, Nervosität und/oder Durchfall!“
Da lachten in der hinteren Reihe ein paar Burschen lauthals auf: „Was ist das denn für ein blödsinniger und kindischer Test!! Hahaha… nach der 5. Halbe habe ich mit diesem Test auch immer Schwierigkeiten, ein Wunder, dass ich noch lebe!“
Sogleich aber drehte sich eine Frau mit hochrotem Kopf wütend um und schrie:

„Könnt ihr Idioten nicht einmal ernst sein und euch nicht nur um euch selbst drehen, sondern auch mal Verantwortung für andere hier übernehmen??“

Daraufhin herrschte ein aufgebrachtes und wildes Durcheinandergeschrei unter den Bürgern und die Meinungen schienen sich zu spalten.
„Halt, Halt!! Rief der Teufel mit besorgter Stimme! Seid solidarisch zueinander in dieser schweren Zeit und helft einander! Wer auch immer Symptome aufweist oder jemand kennt der diese aufweist, ist menschlich verpflichtet diesen in die Apotheke zu schicken und gegebenenfalls auch selber bei entsprechenden Anzeichen ohne zu zögern das eigens dafür entwickelte Mittel vorbeugend einzunehmen! Wenn alle mitmachen und solidarisch sind, schaffen wir das! Ich wünsche allen Bürgern dieser Stadt viel Glück und bleibt gesund!“

Eine ähnliche Show zog der Teufel und sein Apotheker mit dem jeweiligen Bürgermeister in jeder Stadt im Umkreis ab, mit dem Unterschied, dass dort das Medikament auch gleich zum Verkauf angeboten wurde.

Schon in wenigen Tagen waren die 1000 Einheiten vergriffen und die Bürger mussten vertröstet werden, was diese aber nur noch ängstlicher und aufgebrachter machte.

In der Stadt zeigte sich nach und nach ein Bild des Grauens und des Schreckens! Kinder und Alte, die vor Angst und Hunger zitternd den Test nicht bestanden und verpflichtet wurden das todbringende Mittel einzunehmen, anstatt eine warme, gesunde Mahlzeit verabreicht zu bekommen. Menschen, die tot in den Gräben lagen und um die sich keiner kümmerte – übersät mit schwarzen Flecken. Und viele Menschen, die Angst hatten ihren Mitmenschen zu begegnen und sich in ihren Häusern und Wohnungen verbarrikadierten. Und nicht zuletzt: Alte und Behinderte, um die sich keiner mehr kümmerte.

Diejenigen aber, die mehr und mehr diesen Schwindel durchschauten und aufklären wollten, wurden von den immer ängstlicher und panischer werdenden Mitbürgern zunehmend auch immer entschiedener abgelehnt und als unsolidarische Egoisten gehasst, verraten und als Gefahr für die Volksgesundheit verfolgt, verurteilt und eingesperrt!

Nur der Apotheker konnte sein Grinsen im Gesicht kaum verbergen. Er und auch der Bürgermeister waren innerhalb kurzer Zeit enorm reich geworden und verschrieben sich immer mehr dem Ziel für diese „ehrbare Sache“ auf krummen Wegen gerade zu schreiben.
Ein sportliches Auto nach dem anderen schaffte sich der Apotheker inzwischen an, doch als er durch die Stadt fuhr, wurde ihm gewahr, was für ein elend diese inzwischen ergriffen hatte.
Weit und breit war keine Frau zu sehen die nicht ausgemergelt, krank oder hässlich aussah. Er drehte eine Runde nach der anderen bis er endlich eine wunderschöne Frau am Gehsteig sah, die anmutig die Straße runter lief. Mit seinem gewinnenden Lächeln machte er auf sich aufmerksam und beteuerte, dass er sie hinfahren würde wo auch immer sie wolle. „Wohin ich will“, wiederholte die Angebetete? „Ja, wohin du willst!“, beteuerte er abermals. Sie stieg ein und lachend und jubelnd fuhren sie los – immer schneller und jauchzender! Bis der Apotheker ein eigenartiges Klopfen an seiner Seite vernahm und schrill aufschrie! Es saß der Teufel mit seiner Krücke auf seinem Beifahrersitz! Der Apotheker geriet sogleich mit seinem viel zu schnellen Wagen außer Kontrolle und zerschellte damit am nächsten Baum.

Am nächsten Morgen fand man nur den Apotheker tot in seinem verwüsteten Wrack und neben ihm eine schwarze Krücke liegen.

Erst viele Jahre später wurde das Ausmaß des unglaublichen Verbrechens aufgedeckt und aufgeklärt. Nur wenige überlebten das Inferno und der Schrecken stand allen Überlebenden noch ins Gesicht geschrieben.

Von da an wurde das Thema Angst zum Pflichtfach an allen Schulen und wie Menschen seit aller Zeit mit Angst manipulieren und manipuliert werden und auf welche Ansätze dabei zu achten ist.

Auch wurde erkannt, dass „die Teufelskrücke“, wie man diesen obersten aller Tricks des Teufels von da an nannte, schon lange Zeit zuvor unbemerkt das Christentum eingenommen hat und somit vom Obersten bis zum Untersten durchdringend sich offenbarte und die Menschheit ins Verderben stürzte. Dort hieß die Krücke „Trinitäts- und Rechtfertigungslehre“, welche zuvor und über eine lange Zeit eine ähnliche Verwüstung in den Seelen der Menschen anrichtete. Siehe dazu: https://lebenslebendig.wordpress.com/2021/04/07/corona-christentum/

Es ist Sonntag Morgen. Ein Schüler steht bei aufgehender Morgensonne auf dem Schulplatz und trägt zum Schulabschluss folgende Worte an seine Mitschülerinnen und Mitschülern vor.

Die Teufelskrücke und ihre verheerenden 7-fachen Folgen:

Die erste Krücke ist: Dass Euch Angst gemacht wird!
War Angst jemals ein guter Ratgeber?

Die zweite Krücke ist: Dass Angst aus einer Mücke einen Elefanten machen kann oder aus einer leichten Krankheit eine schwere und sehr schwere Krankheit machen kann.

Die dritte Krücke ist: Wenn Ihr Eurer Intuition und den Signalen Eures Körpers zu wenig traut!

Die vierte Krücke ist: Wenn Ihr nicht unterscheiden könnt zwischen Menschen, die Lügen und Menschen die lauter und ehrlich sind und lieber auf die hört, die hetzen und böse sind.

Die fünfte Krücke ist: Cui bono. Wenn Ihr nicht die Frage stellt, wer ist Nutznießer bestimmter Ereignisse oder Handlungen und Verbrechen?

Die sechste Krücke ist: Wenn Ihr Widersprüche Widersprüche sein lässt und nicht selber forscht und die Wahrheit sucht, sondern lieber auf Obrigkeiten hört und euch auf diese blind verlasst.

Die siebte Krücke ist schlussendlich: Wenn Ihr mehr auf Menschen als auf Gott, mehr auf das körperliche Leben als das seelische und mehr auf Angst, als auf Liebe anzusprechen seid!

Nie wieder! Darf ein so großes Unheil der Menschheit widerfahren!


Mit diesen Worten endete das Referat und nach einer Schweigeminute legten tief bewegt und ihm Andenken an ihre Verstorbenen Eltern, Brüder, Schwestern, Tanten und Onkeln und Großeltern die Kinder und Lehrer, an diesem letzten Schultag des Jahres, mit weinenden Augen Blumen zu deren Gräbern nieder!

lebenslebendig

Der Pilger Ekklesius

Es war einmal ein alter, weiser Pilger namens Ekklesius, der viele, viele Jahre durch die Lande zog um von Süden bis Norden und Westen bis Osten die Frohbotschaft unseres HERRN und Erlösers Jesus Christus den Menschen zu verkündigen.
Eines Tages sah er auf seiner Durchreise von weitem eine schöne Kirche. Und da er gerade Zeit hatte ging er den kleinen Umweg um sich diese genauer anzusehen.

Als er endlich ankam sah er aber, dass die Haupttür mit großen, schweren Eisengittern zugesperrt war. Er ging noch einmal um die Kirche herum und siehe da, am hinteren Teil der Kirche war noch eine kleine, sehr unscheinbare Tür. Dort hoffte er hinein zu kommen, und in der Tat ließ sie sich auch öffnen. Aber wie enttäuscht war er als er sah, dass diese nur in einen winzigen Raum führte, an deren Mauer ein längliches Loch war, nicht größer als da vielleicht ein Kinderkopf hindurchgepasst hätte. Man sah auch die Schmutz- und Kratzspuren an der Wand, wohl von den Schuhen der Kinder stammend, die von den Eltern hochgehoben wurden um durch dieses kleine Loch schauen zu können. Denn durch diesen Schlitz konnte man die prunkvolle Ausstattung der Kirche erahnen, aber es bot sich weder ein Platz zum Sitzen noch eine freundliche Umgebung um innezuhalten. Tief traurig ging Ekklesius aus dem alten, feuchten Gemäuer nach draußen und roch das frische Gras der friedlichen Natur.

Doch noch in der selben Nacht hatte er einen Traum und in diesem erschien ihm eine Frau, die so unglaublich schön war von Angesicht und Gestalt, dass er nur noch atemlos staunen konnte!
Aber da war eine Stimme, die sprach: Ekklesius, Ekklesius, sieh genau hin!

Da sah er, wie sich diese Frau abwandte und es schien viel Zeit ins Land zu gehen. In der rechten Hand hielt sie dabei fortwährend ein Buch, das sie nicht öffnete, in der linken aber einen wunderschönen, silbernen Becher. Und obwohl ein lieblicher Jungbrunnen immer wieder ihre Wege kreuzte, trank sie nicht daraus und obwohl ihr Becher leer war, schöpfte sie nicht daraus. Somit schien sie älter und älter zu werden und immer gebrechlicher. Am Ende aber verschwand der Becher aus ihrer Hand und das Buch wurde zu einer spitzen Wurfschaufel, mit der sie eifrig die Quelle zu verbergen suchte, die doch so lieblich ihre Wege kreuzte.

Als sie sich endlich umwandte, sah sie steinalt aus und ihr Gesicht war wütend und hässlich! Aber da waren Menschen, die schienen sich nicht daran zu stören, die riefen immerzu: „Hat sie nicht die schönste Stimme aller Frauen dieser Welt?“ Und damit endete der Traum.
Ekklesius war tief erschüttert und verwirrt über das Gesehene und eine heilige Scheu überfiel ihn und er fragte sich, was das wohl zu bedeuten habe und schlief schließlich zum zweiten Mal ein.

Wieder träumte er und hörte die selbe Stimme aber diesmal in der Gestalt eines Engels, die zu ihm sprach: „Hast du genau hingeschaut?“

Er aber fiel auf die Knie und rief unter Tränen, ja, das habe ich! Aber was hat das zu bedeuten, denn ich bin zutiefst erschüttert und traurig über das Gesehene!

Da erschien die Kirche vor seinen Augen, die er am Vortag gesehen hatte und alles was er erlebt hatte, war lebendig vor seinen Augen und der Engel sprach, siehe die Bedeutung deines Traumes: Die schöne Frau, die das Angesicht des Himmels in sich trug, ist die Kirche unseres Herrn Jesus, voller Weisheit, Liebe und Lebendigkeit, ihre Abwendung ist die Abwendung vom Herrn, der silberne Becher, der noch vorhandene Zugang zur Weisheit, das verschlossene Buch, ist das Wort Gottes, die lebendigen Quellen, die Zeugen Jesu zu allen Zeiten die sie ablehnt, das Vergraben der Quelle mit dem Buch in ihrer Hand bedeutet schließlich, das auslöschen des inneren Sinnes der Schrift mit dem äußeren Sinn, die alte Frau, die hässlich und unbeweglich wurde bedeutet die Kirche, die kaum noch Leben in sich trägt, ihre liebliche Stimme ist der äußerliche Gottesdienst der schönen Worte, den sie allein bewahrt.

Folgendes aber gehört zur Welt und hast du daher gesehen in der Welt:
Die verschlossene Tür der Kirche ist das Bewahren der Zeremonie ohne Einfluss zuzulassen, die kleine Tür am hinteren Ende der Kirche ist der äußere Gottesdienst, der kleine Raum darin das Wenige, das von der geistigen Kirche geblieben ist, das längliche Loch darin bedeutet, dass die Wahrheiten nur noch erahnt werden aber der Zugang nicht mehr möglich ist. Die Schmutz- und Kratzspuren der Kinder, dass nur noch Menschen mit einem sehr einfachen Gemüt davon zu leben versuchen. Das sind schließlich auch jene, die rufen: „Hat sie nicht die schönste Stimme aller Frauen dieser Welt?“

Da erwachte ich von diesem Traum und in meinem Mund war es ganz süß und in meinem Magen bitter, ganz so wie geschrieben steht in Hesekiel 3,1-3 und auch in der Offenbarung 10,10: „Und ich nahm das Büchlein aus der Hand des Engels und verschlang’s. Und es war süß in meinem Mund wie Honig, und als ich’s gegessen hatte, war es mir bitter im Magen“.

Kommentar zur Geschichte:

Es gibt so viele Christen die das Wort Gottes ständig im Mund führen und aussprechen, dass Jesus der Herr ist. Aber glauben sie auch in ihrem Herzen, dass er wirklich der EINE Gott ist? Oder denken sie dabei an den Vater und dass er den Sohn gesandt und hingegeben hat für die Sünden der Menschen? Also an einen Gott und seinen Sohn. Irgendetwas zwischen Gott und Mensch scheint dieser Sohn somit zu sein. Er gehört zum Vater aber Gott der Allmächtige ist EINER, wie es so nachdrücklich in der Bibel steht und geglaubt werden soll. Also wird Jesus im Außen Gott genannt aber innerlich doch nicht so geglaubt. Insofern bleibt die eigentliche Instanz der Vater. Lieber spricht man also den Vater direkt an und nicht den Sohn allein. Jedenfalls gibt es zumindest zwei Instanzen wenn nicht drei, mit dem Hl. Geist, die man so in Gott ansprechen kann und soll.

Für jeden, der das Wort Gottes so buchstäblich auslegt, kann es kaum anders sein. Die Gedanken wandern von einer Instanz zur anderen. Immer in sich geteilt und gespalten. Es muss sich ganz so anfühlen wie wenn man ein Buch essen würde, mit allem drum und dran. Dass Papier im Munde süß ist, ist nämlich tatsächlich wahr. Aber ebenso wahr ist auch, dass es wohl sehr bitter sein muss im Magen. Es kann ja praktisch auch nicht verdaut werden. – Ebenso wenig wie dieses in sich widersprüchliche Gottesverständnis.

Ich sehe viele Christen mit dieser Bitternis im Magen. Viele sind dadurch auch schon ganz verbittert und doch essen sie weiter nur mit dem Mund anstatt innerlich mit dem Geist aufzunehmen. Und so tragen sie fortwährend das Wort in ihrem Mund und kauen daran herum wie an einer äußeren Schale. Paulus sagt, dass diese Art das Wort Gottes zu essen nicht nur unverdaulich, sondern sogar tödlich ist. Er sagt: „Der Buchstabe tötet, der Geist ist es, der lebendig macht.“

Dass es tödlich sein kann ein Buch zu essen, ist vielleicht ganz gut nachvollziehbar, aber Paulus geht mit dieser Wahrheit noch einen entscheidenden Schritt tiefer. Er sagt, die buchstäblich Art das Wort Gottes auszulegen tötet sogar die Fähigkeit und den Zugang, das Wort Gottes innerlich und geistig zu verstehen. So dass der Buchstabensinn ein Eigenleben bekommt und weg führt vom inneren und geistigen Sinn und somit auch den Glauben verfälscht, verkehrt und damit tötet!

Genau das ist mit der Christenheit passiert. Sie führt mehr den je das Wort Gottes im Mund aber der innere, geistige Sinn wird dabei überhaupt nicht mehr erfasst. Sonst wäre das urchristliche Verständnis von Gott und dass Jesus Christus die sichtbare Seite des EINEN und alleinigen Gottes ist, in der Tiefe erkannt und bliebe kraftvoll, lebendig und machtvoll erlösend! Und SEIN Geist würde wahrlich in alle Weisheit führen und in die unaussprechlichen Geheimnisse die im Wort Gottes verborgen liegen wovon es heißt: Dass eine Tiefe die andere ruft!

In der Kirchengeschichte und ihrer Dogmatik wurde hingegen ein anderer Weg gegangen. So historisch wie möglich und so geistig wie nötig, wurde es dort zur Devise. Profan und geistlos oft die Auslegung und deren Ableitungen. Eine regelrechte Zumutung oft für jeden wachen und reifen Geist. Und dennoch prägt dieses Dogma der buchstäblichen Auslegungsart nach wie vor alle Kirchen und Freikirchen bis auf den heutigen Tag!

Nur vereinzelt gab es zu aller Zeit auch die wahren Apostel Gottes. Wache und reife Geister, die ehrlich suchend waren. Aber sie wurden, wie zu aller Zeit, verfolgt, verleumdet und verspottet.

Zuletzt lehnten sie auch Emanuel Swedenborg ab. Er wurde der Kirche zum Schluss gesandt und offenbarte den inneren Sinn der Heiligen Schrift wieder, aber keiner mehr erkannte es. Denn die Liebe ist bei den Vielen erkaltet.

lebenslebendig

Die Perle im Acker

Es war einmal ein alter, tüchtiger Kaufmann der ständig auf der Suche nach kostbaren Perlen war. Er kaufte und verkaufte sie und erfreute sich an den strahlenden Augen der glücklichen, neuen Perlenbesitzer. Und manchmal, wenn er erkannte, dass jemand Perlen ebenso liebte wie er aber nichts hatte um zu bezahlen, schenkte er diese nicht selten dem Perlenliebhaber sogar, so gutherzig und gerecht war er.

Eines Tages erfuhr er, dass in einem ihm bekannten Acker in seiner Nähe eine unglaublich wertvolle Perle verborgen liegen soll. Sogleich machte er sich auf den Weg, verkaufte alles was er hatte, zog in eine einfache Hütte und erwarb diesen Acker.

Damit ihn niemand beobachten und möglichst kein Dieb auf ihn aufmerksam werden konnte, grub er nur ganz früh am Morgen auf seinem neu erworbenen Acker nach der Perle, noch bevor die Sonne mit ihren ersten Strahlen seine verschwitzte Stirn trocknen konnte. So verging Tag für Tag und Woche um Woche, und der suchende Kaufmann begann schon zu zweifeln. Hat ihn sein untrüglicher Instinkt diesmal verlassen? Auch die harte Arbeit machte ihm sehr zu schaffen, da er diese als Kaufmann nicht gewohnt war.

Doch eines Tages, als er besonders tief grub und die aufgehende Sonne soeben den Schweiß auf seiner Stirn zu trocknen begann, ertönte ein heller Klang, der anders war als der der vielen Steine. Und siehe da, die Erde öffnete sich und die schönste Perle lag vor ihm die er je gesehen hatte!

Vorsichtig bedeckte er sie sogleich wieder mit Erde, damit sie nur ja niemand sehen konnte, prägte sich aber die Stelle genau ein und ging voller Freude in seinem Herzen heim.

Dort angekommen überlegte er lange, wie er die Perle in seiner einfachen Hütte so verstecken könnte, dass sie weder Dieb noch Räuber je finden würden. Und welches Versteck er sich auch ausdachte, keines schien im sicher genug zu sein und welches er auch zubereitete, keines war ihm gut genug. So verging Tag für Tag.

Es wurde Herbst und schon kalt in der Hütte als der alte Perlenhändler plötzlich verstarb, noch ehe er die wertvolle Perle hätte bergen können.

Da er weder Kinder noch Verwandte hatte war nun unklar, wer die alte Hütte und das unscheinbare Grundstück erben sollte. So wurde die Angelegenheit an den Stadtrat übergeben.

Doch noch ehe dieser darüber tagen konnte, entstand schon eine große Unruhe in der Stadt.

Denn es hat sich inzwischen weit über die Grenzen des Landes herumgesprochen, dass der allseits bekannte und beliebte Kaufmann verstorben sei. Räuber und Diebe des ganzen Landes machten sich somit heimlich auf dem Weg, in der Hoffnung reiche Beute zu machen. Denn wie die Leute nun mal sind, hat sich nicht nur herumgesprochen, dass der berühmte Kaufmann verstorben sei, sondern auch, dass er der reichste Mann des Landes gewesen sein soll und im Besitz der größten und schönsten Perle war, die die Welt je gesehen hatte.

Manche wurden daraufhin so dreist, dass sie sich fälschlicherweise sogar als Erben ausgaben um so in den Besitz der Hütte zu kommen. Andere wiederum versuchten bei Nacht und Dunkelheit in die verlassene Hütte einzudringen. Alle einte aber Eines: Die Gier nach dieser wertvollen Perle. Aber so viel sie auch suchten, sie fanden sie nicht.

Frustriert und gereizt zogen viele der Diebe und Räuber in die nahegelegene Stadt und setzten dort ihren Raubzug fort. Die Plünderungen nahmen schließlich so überhand, dass sich dort Angst und Schrecken unter den Bürgern ausbreitete. So gelangte die Sache schließlich zu den Ohren des Königs. Dieser aber ließ sofort den Stadtrat einberufen und drängte auf eine Lösung, aber niemand vermochte ihm diese zu geben.

Da beriet sich der König im engsten Kreis seiner Minister und griff schließlich zu einer besonderen List. In der Schatzkiste des Königs befand sich ein wertloses Diadem. Es sah zwar wertvoll aus, war aber gleichwohl nur aus Eisen, welches wie Gold glänzte. An der Stirn hatte es sogar 3 kleine Perlen, mit denen es geschmückt war, aber auch diese waren bis auf die mittlere, nur aus Glas.

Dieses ließ der König nun heimlich in der Hütte verstecken.

Die List ging auf. Schon in der folgenden Nacht fanden mehrere Räuber das Diadem und freuten sich über alle Maßen über den ersehnten Fund.
Aber dennoch waren sich die Räuber auch uneinig, ob das wohl diese besagte, wertvolle Perle war? Und sie gerieten darüber in Streit. Einige meinten, wie soll es die Perle sein wenn sie doch aus drei besteht und nicht aus einer. Wieder andere erkannten: „Es ist die Perle! Denn nur eine davon ist echt“!

Doch noch während sie stritten wurden sie auch schon von den Wachleuten des Königs verhaftet, welcher dieser heimlich unweit der Hütte versteckt platziert hatte. Sofort nahmen diese das Diadem an sich und übergaben es dem König der sogleich verlauten ließ: „In der viel umstrittenen Hütte des Perlenbesitzers wurde eingebrochen und die begehrte Perle entwendet! Sie besteht in Wahrheit aus einem Diadem mit 3 Perlen und nicht nur einer! Aber die wertvolle Perle wurde noch rechtzeitig von den Wachleuten gesichert und in die Obhut des Königs übergeben und als echt anerkannt!“

Diese Kunde ließ der König überall verbreiten und siehe da, es kehrte wieder Ruhe im ganzen Land ein.

Und bis heute hat sich der Glaube erhalten, dass die besagte Perle des berühmten Perlensuchers nur dieses wertlose Diadem wäre wiewohl es nur die beschwichtigende List des Königs war, der so wieder Ruhe in sein Land bringen konnte.

Die Sehnsucht nach der echten Perle blieb indes bei den Wenigen weiterhin bestehen. Ebenso die Sehnsucht nach den ehrbaren Qualitäten eines echten Perlenhändlers, wie unser edler Kaufmann es war, der nicht nur Perlen liebte, sondern alles daransetzte, die schönste und erhabenste unter ihnen auch zu finden. Vielleicht wird dies von manchen erahnt, wenn sie an der Stelle der Hütte stehen wo heute eine schlichte Gedenkstätte steht, die von dieser Geschichte erzählt. Und wenngleich es wenige sind bei denen sich die Wahrheit erhalten hat, dass die Perle immer noch verborgen sei, so gibt es diese doch. Und vielleicht gibt es eines Tages auch wieder echte, ehrbare Perlensucher, die alles daransetzen sie zu finden.

Kommentar zur Geschichte

Die Sehnsucht nach der Wahrheit treibt uns alle mehr oder weniger an und um. Gibt es wirklich so wenige Menschen, die suchend und hinterfragend sind? Oder ist es vielleicht eher so, dass zwar viele hinterfragend sind, aber dies nur soweit bzw. solange keine unbequemen Fragen gestellt werden?

Ich glaube es ist normal, dass wir vor allem in unsicheren Zeiten noch mehr als sonst unseren kleinen Rückzugsort brauchen, unsere kleinen Wahrheiten und Wertmaßstäbe, die uns Halt geben und Sicherheit. Wir haben es uns darin gemütlich eingerichtet und reagieren empfindlich, wenn von außen jemand kommt und daran rüttelt. Das betrifft auch unseren Glauben.

Religionen, Kirchen und Glaubenssysteme geben Halt. Zumindest solange sich jeder an die stillschweigende Übereinkunft hält, deren Wahrheiten nicht in Frage zu stellen. Um Einigkeit zu demonstrieren wird dann nicht selten die Welt da draußen entsprechend dunkler dargestellt.

Wenn wir Jesus lebendig nachfolgen ist das anders. Er ist keine Kirche oder Religion. Er ist der Lebendige und uns immer Wandelbare. ER sagt: Er habe keinen Stein, wo er sein Haupt hinlege, als IHN ein Mann fragt ob er IHM nachfolgend dürfe, aber entsprechend der Antwort, die Jesus gibt, wohl eher nur diese Sicherheiten im Glauben suchte.

Dieses alles-loslassen-können gehört zum lebendigen Christsein wie die Luft zum atmen. Alle Dinge zu haben als hätte man sie nicht, wie es Paulus in 1.Kor. 7,29-31 so gut zum Ausdruck bringt. Jesus kann man dadurch nicht verlieren sondern immer nur in der Tiefe neu gewinnen. Auch wenn es um die Anschauungen über IHN und SEINE Erlösung geht. – Ja, gerade da!

Wer wirklich liebt, der hinterfragt. Es kann ihm ja auch nicht egal sein, wenn es das Wichtigste in seinem Leben ist!

Nur die Wahrheit hat Kraft. Das betrifft schon viel weniger wichtige Dinge als den Glauben. Ob es Freunde, Eltern oder auch nur Arbeitskollegen sind. Wenn ich weiß, was Menschen antreibt so zu handeln wie sie handeln, kann Verständnis und Liebe wachsen. Ja, man kommt diesen Menschen in jedem Fall näher.

Um wie viel mehr betrifft das die Wahrheit über Gott und seine Erlösung? Bin ich bereit unbequeme Fragen zu stellen? Bin ich bereit wirklich zu suchen und anzuklopfen – aus Liebe und Begeisterung für die Wahrheit?

Jesus wartet darauf. Er verheißt es uns mit den Worten: „Bittet, so wird euch gegeben; suchet, so werdet ihr finden; klopfet an, so wird euch aufgetan. Denn wer da bittet, der empfängt; und wer da sucht, der findet; und wer da anklopft, dem wird aufgetan“. Matth. 7,7 ; Luk. 11.10

Ja! Diese wahren, ehrbaren Perlensucher (Wahrheitsucher) wünscht sich Gott! Menschen denen keine Mühe zu groß und kein Aufwand zu viel ist um in die Tiefe vorzudringen. Die in Geist und WAHRHEIT anbeten! Joh. 4,23-24

Die Lüge kann uns nicht frei machen. Und wenn wir in Bezug auf Gott und Erlösung in Unwahrheit (oder Scheinwahrheit) sind, wie sollte sie uns frei machen?

„So ihr bleiben werdet an meiner Rede, so seid ihr meine rechten Jünger und werdet die Wahrheit erkennen, und die Wahrheit wird euch frei machen“ sagt Jesus in Joh. 8,31-32.

Die Wahrheit über die Erlösung beginnt mit der Anschauung über Gott. Gibt es wirklich 3 Personen in Gott? Und sandte Gott-Vater wirklich den Sohn als Sühneopfer? Weil der Vater Gerechtigkeit anrechnen musste und nicht barmherzig sein konnte usw.? Wie wurde das im Urchristentum gesehen, als es noch keine Trinitätslehre gab? Die Trinitätslehre entstand erst im Jahre 328 n. Chr.

Ist das das Diadem welches anstelle der Perle gerückt ist? Mit allen weiteren verheerenden Folgen für die Wahrheit, die uns allein frei machen kann und könnte?


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Der sich rechtfertigende Beamte

Es war einmal ein Volk in einem fernen Land welches von einem Tyrannen regiert wurde.

Groß war deshalb der Jubel – wenngleich auch manche misstrauisch waren, als der neu gekrönte König sein Amt antrat und die alte Gewaltherrschaft seines Vorgängers beendete.

Aufgrund der vorhergehenden Schreckensherrschaft entstand nämlich viel Unfriede und Missgunst unter dem Volk gegenüber jeder Obrigkeit, und auch eine große Armut und viel Lied war unter dem Volk.

Der neue König aber war ein Mann der Tat und nicht nur der schönen Worte und daher sandte er sogleich seine Beamten und Vertrauten in die Stadt, ausgestattet mit aller Vollmacht um Gutes zu tun wo auch immer sie Not sahen oder Ungerechtigkeit und Streit. Damit sie aber nicht erkannt wurden, verkleideten sie sich als ganz normale Arbeiter oder auch Bettler, wie sie gerade Lust hatten. Hauptsache sie dienten dem Volk in der Liebe und der Weisheit Gottes und linderten die entstandene Not um das Land wieder erblühen zu lassen.

Einer der Beamten aber dachte bei sich: „Ich kann tun oder lassen was ich will, bin ich doch inkognito unter dem Volk und ausgestattet mit aller Vollmacht des Königs. Und außerdem hat mein Herr noch genug Leute ausgesandt, die ohnehin Recht schaffen werden. Der König wird also sein Ziel erreichen – so oder so. Was schadet es da, wenn ich auch ein wenig meinen Vorteil suche?“

So raubte und vergewaltigte er und verübte allerlei Schandtaten, aber setzte wieder eine fromme Miene auf, wenn er an den Hof des Königs zurückkehrte. So ging es Tag für Tag. Und Tag für Tag mehrte sich im Volk das Misstrauen und das Unbehagen gegenüber den Beamten des Königs, denn es wurden immer wieder ungeheuerliche Vorwürfe laut.

Eines Tages bemerkten einige seiner Kollegen seine bösen Taten und stellten ihn zur Rede.

Er aber rechtfertigte sich uns sprach: „Bin ich nicht mit der Vollmacht des Königs ausgestattet, wer kann mich anklagen, wer will mit mir Rechten?“

Nach einem Jahr ließ der König schließlich alle seine Beamten einberufen und sprach zu ihnen: „Ihr wart im Auftrag des Königs nun ein ganzes Jahr lang in meinem Dienst und habt Liebe, Gerechtigkeit und Hoffnung unter das Volk gebracht. Ich will euch heute zu Miterben machen! Dafür will ich das gesamte Volk einberufen und es soll darüber abstimmen, wen ich dafür vorsehen soll!“

In wenigen Tagen war es so weit. Das gesamte Volk war versammelt und ein Beamter nach dem anderen wurde vom Volk feierlich begrüßt und manch einer frenetisch bejubelt. Nur einer nicht, sondern es drangen furchtbare Anschuldigungen, wüste Beschimpfungen und alle Art von Anklagen zu den Ohren des Königs. Da ließ der König diesen Beamten zu sich rufen und fragte ihn: „Stimmt das, was diese über dich sagen?“
Wieder rechtfertigte sich der Beamte mit den selben Worten wie er es auch schon seinen Kollegen gegenüber tat. „Bin ich nicht mit der Vollmacht des Königs ausgestattet, wer will mich anklagen, wer will mit mir Rechten?“

Da wurde der König zornig und sprach: „Du fragst mich, wer über dich rechten will? Hast du dein Gericht nicht soeben selbst vernommen?“ Daraufhin verstummte der Beamte und der König ließ sogleich die ausgestellte Vollmacht von ihm nehmen und übergab ihn der aufgebrachten Menge, welche ihn sofort in Stücke riss und all seine Beute unter sich verteilte.

Da herrschte große Bestürzung unter allen Untergebenen des Königs und sie staunten über das Geschehene!

Das Land aber erblühte von da an und es herrschte Friede im ganzen Land.

Es hat sich aber seither dort dieser Spruch eingebürgert, wenn jemand böses tut, indem man spricht: „Vielleicht ist er ja ein Abgesandter des Königs der eine Vollmacht dafür hat!“ 🙂

Kommentar zur Geschichte:

Genau so wie dieser sich rechtfertigende Beamte sprechen heutzutage viele Christen, ja eigentlich alle!

Es gibt neben der Trinitätslehre wohl keine Lehre, welche das Christentum so sehr zerstört und verwüstet hat wie die Rechtfertigungslehre!


Diese besagt: Jesus ist nicht nur für unsere Sünden gestorben, sondern er ist „stellvertretend“ für unsere Sünden gestorben! Das ist ein entscheidender Zusatz, der in der Urchristenheit völlig unbekannt war. Gemäß dieser Vorstellung überwindet Jesus nicht mehr in mir die Sünde, Schritt für Schritt, sondern ich bin schon erlöst – von Jetzt auf gleich! Sobald ich mich bekehrt habe und Buße getan habe und Jesus als meinen Heiland angenommen habe.

Was für ein großer Betrug an der erlösenden Liebe Gottes!

Wenn nun Sünden hoch kommen oder böse Neigungen, sagen sie sofort in großer Überzeugung: „Ja, der Mensch kann aus sich heraus überhaupt nichts Gutes tun, außer das Erlösungswerk Jesu glaubend annehmen. Außerdem ist die Erlösung bereits vollzogen und wenn man sich liebend zu Gott bekennt und seine Sünden unter sein Kreuz legt, tut er allein es! Ich muss nur im Glauben bleiben“, folgern sie.


Ist das nicht der Gipfel der Scheinheiligkeit? Sie verhalten sich also ganz ähnlich wie dieser sich selbstrechtfertigende Beamte des Königs!

Sie wähnen sich erlöst (siehe die Vollmacht des Königs) und tun das Böse. Wenn sie es dann erkennen, legen sie die Hände in den Schoß und beten und flehen, dass Gott ihnen die Sünden wegzaubert. Passiert das nicht, darf man selber aber nichts tun. Jedes Bemühen ist ja Werkgerechtigkeit und sich anmaßen selber gut sein zu wollen.

Was ist das doch für eine bequeme Lüge und was für ein durchschaubarer Selbstbetrug!

Woher weißt Du denn so genau, dass Gott in Dir nicht auch das Bemühen und die Kraft gegen die Sünde zu kämpfen gibt, wenn Du IHN wirklich ernsthaft bittest? Und: Worin erkennst Du, dass das Bemühen nur ein eigenes Bemühen ist, ohne Gott?

Ist es nicht so, dass Gott alles Gute wirkt? Auch in Dir und wenn Du Gutes tust? Und: Sollte denn nicht Jesus in Dir leben? Oder lebt er ausgerechnet dann nicht in Dir, wenn Du dich mit aller Kraft bemühst Gutes zu tun und die Sünde zu meiden?

Ist das nicht der Gipfel des Irrsinns vor Gott?

Ist es dann nicht vielmehr so, dass Du Dich bewusst selber betrügen willst! Etwa, um ein bequemes Ruhekissen zu haben und weiter sündigen zu können? Ist es nicht so?

Steht nicht für unsere heutige Christenheit das Wort ganz klar in der Bibel. Von den „Herr, Herr, Rufern“ und dass sie große Zeichen in seinem Namen tun und ER aber sagt: „Wahrlich, wahrlich ich sage euch, ich kenne euch nicht?“ Welche Zeit und welche Christenheit ist Deiner Meinung nach damit gemeint, wenn nicht die heutige?

In der Urchristenheit gab es diesen Selbstbetrug jedenfalls so noch nicht, auch wenn er Paulus heute untergeschoben wird. Damals war diese einfache Erkenntnis noch ganz klar: Wir sollen ALLES tun, wie ganz aus uns selbst (und damit in aller Freiheit) und dabei doch ganz in dem Wissen, dass es allein Gott ist, der es wirkt!
Schließt das Beten um Erlösung nicht automatisch auch das Kämpfen und alles menschenmögliche Tun mit ein, will man die Sünde ernsthaft besiegen?

Wer hat ein Herz, dass Gott liebt und erkennt das nicht?

Wie wundervoll und exemplarisch drückt hingegen den wahren Geist des Christentums u.a. noch diese urchristliche Schrift aus, die noch in der ersten Hälfte des 2. Jhr. entstand und nach Origines angeblich auf den von Paulus erwähnten Hermas in Röm. 16,14 zurückgeht:

Ich sprach zu ihm: ‘Herr, groß, gut und herrlich sind diese Gebote und können das Herz des Menschen erfreuen, der sie zu halten vermag. Ich weiß aber nicht, ob diese Gebote von einem Menschen befolgt werden können, denn sie sind sehr hart.’ Er antwortete mir: ‘Wenn du dir vornimmst, dass sie befolgt werden können, so wirst du sie leicht befolgen, und sie werden nicht hart sein. Wenn aber in deinem Herzen der Gedanke Platz greift, dass sie von keinem Menschen befolgt werden können, wirst du sie auch nicht befolgen. Für diesen Fall aber sage ich dir: Wenn du sie nicht befolgst, sondern außer acht lässt, werden weder du noch deine Kinder noch deine Familie Rettung erlangen; denn du hast dir ja selbst schon das Urteil gesprochen, dass diese Gebote von keinem Menschen befolgt werden könnten.’“

Denn wie der Schmied, wenn er sein Werkstück ständig hämmert, schließlich fertig wird mit dem, was er sich vorgenommen, so wird auch die Mahnung zum Rechten, wenn sie täglich laut wird, schließlich mit allem Bösen fertig. Werde nur nicht müde, zu ermahnen deine Kinder; denn ich weiß es: wenn sie von ganzem Herzen Buße tun, werden sie in die Bücher des Lebens zu den Heiligen geschrieben werden.“

(Aus: „Hirt des Hermas“ Kap. 46,5-6 und 3,2)

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