Es war einmal ein alter, tüchtiger Kaufmann der ständig auf der Suche nach kostbaren Perlen war. Er kaufte und verkaufte sie und erfreute sich an den strahlenden Augen der glücklichen, neuen Perlenbesitzer. Und manchmal, wenn er erkannte, dass jemand Perlen ebenso liebte wie er aber nichts hatte um zu bezahlen, schenkte er diese nicht selten dem Perlenliebhaber sogar, so gutherzig und gerecht war er.
Eines Tages erfuhr er, dass in einem ihm bekannten Acker in seiner Nähe eine unglaublich wertvolle Perle verborgen liegen soll. Sogleich machte er sich auf den Weg, verkaufte alles was er hatte, zog in eine einfache Hütte und erwarb diesen Acker.
Damit ihn niemand beobachten und möglichst kein Dieb auf ihn aufmerksam werden konnte, grub er nur ganz früh am Morgen auf seinem neu erworbenen Acker nach der Perle, noch bevor die Sonne mit ihren ersten Strahlen seine verschwitzte Stirn trocknen konnte. So verging Tag für Tag und Woche um Woche, und der suchende Kaufmann begann schon zu zweifeln. Hat ihn sein untrüglicher Instinkt diesmal verlassen? Auch die harte Arbeit machte ihm sehr zu schaffen, da er diese als Kaufmann nicht gewohnt war.
Doch eines Tages, als er besonders tief grub und die aufgehende Sonne soeben den Schweiß auf seiner Stirn zu trocknen begann, ertönte ein heller Klang, der anders war als der der vielen Steine. Und siehe da, die Erde öffnete sich und die schönste Perle lag vor ihm die er je gesehen hatte!
Vorsichtig bedeckte er sie sogleich wieder mit Erde, damit sie nur ja niemand sehen konnte, prägte sich aber die Stelle genau ein und ging voller Freude in seinem Herzen heim.
Dort angekommen überlegte er lange, wie er die Perle in seiner einfachen Hütte so verstecken könnte, dass sie weder Dieb noch Räuber je finden würden. Und welches Versteck er sich auch ausdachte, keines schien im sicher genug zu sein und welches er auch zubereitete, keines war ihm gut genug. So verging Tag für Tag.
Es wurde Herbst und schon kalt in der Hütte als der alte Perlenhändler plötzlich verstarb, noch ehe er die wertvolle Perle hätte bergen können.
Da er weder Kinder noch Verwandte hatte war nun unklar, wer die alte Hütte und das unscheinbare Grundstück erben sollte. So wurde die Angelegenheit an den Stadtrat übergeben.
Doch noch ehe dieser darüber tagen konnte, entstand schon eine große Unruhe in der Stadt.
Denn es hat sich inzwischen weit über die Grenzen des Landes herumgesprochen, dass der allseits bekannte und beliebte Kaufmann verstorben sei. Räuber und Diebe des ganzen Landes machten sich somit heimlich auf dem Weg, in der Hoffnung reiche Beute zu machen. Denn wie die Leute nun mal sind, hat sich nicht nur herumgesprochen, dass der berühmte Kaufmann verstorben sei, sondern auch, dass er der reichste Mann des Landes gewesen sein soll und im Besitz der größten und schönsten Perle war, die die Welt je gesehen hatte.
Manche wurden daraufhin so dreist, dass sie sich fälschlicherweise sogar als Erben ausgaben um so in den Besitz der Hütte zu kommen. Andere wiederum versuchten bei Nacht und Dunkelheit in die verlassene Hütte einzudringen. Alle einte aber Eines: Die Gier nach dieser wertvollen Perle. Aber so viel sie auch suchten, sie fanden sie nicht.
Frustriert und gereizt zogen viele der Diebe und Räuber in die nahegelegene Stadt und setzten dort ihren Raubzug fort. Die Plünderungen nahmen schließlich so überhand, dass sich dort Angst und Schrecken unter den Bürgern ausbreitete. So gelangte die Sache schließlich zu den Ohren des Königs. Dieser aber ließ sofort den Stadtrat einberufen und drängte auf eine Lösung, aber niemand vermochte ihm diese zu geben.
Da beriet sich der König im engsten Kreis seiner Minister und griff schließlich zu einer besonderen List. In der Schatzkiste des Königs befand sich ein wertloses Diadem. Es sah zwar wertvoll aus, war aber gleichwohl nur aus Eisen, welches wie Gold glänzte. An der Stirn hatte es sogar 3 kleine Perlen, mit denen es geschmückt war, aber auch diese waren bis auf die mittlere, nur aus Glas.
Dieses ließ der König nun heimlich in der Hütte verstecken.
Die List ging auf. Schon in der folgenden Nacht fanden mehrere Räuber das Diadem und freuten sich über alle Maßen über den ersehnten Fund.
Aber dennoch waren sich die Räuber auch uneinig, ob das wohl diese besagte, wertvolle Perle war? Und sie gerieten darüber in Streit. Einige meinten, wie soll es die Perle sein wenn sie doch aus drei besteht und nicht aus einer. Wieder andere erkannten: „Es ist die Perle! Denn nur eine davon ist echt“!
Doch noch während sie stritten wurden sie auch schon von den Wachleuten des Königs verhaftet, welcher dieser heimlich unweit der Hütte versteckt platziert hatte. Sofort nahmen diese das Diadem an sich und übergaben es dem König der sogleich verlauten ließ: „In der viel umstrittenen Hütte des Perlenbesitzers wurde eingebrochen und die begehrte Perle entwendet! Sie besteht in Wahrheit aus einem Diadem mit 3 Perlen und nicht nur einer! Aber die wertvolle Perle wurde noch rechtzeitig von den Wachleuten gesichert und in die Obhut des Königs übergeben und als echt anerkannt!“
Diese Kunde ließ der König überall verbreiten und siehe da, es kehrte wieder Ruhe im ganzen Land ein.
Und bis heute hat sich der Glaube erhalten, dass die besagte Perle des berühmten Perlensuchers nur dieses wertlose Diadem wäre wiewohl es nur die beschwichtigende List des Königs war, der so wieder Ruhe in sein Land bringen konnte.
Die Sehnsucht nach der echten Perle blieb indes bei den Wenigen weiterhin bestehen. Ebenso die Sehnsucht nach den ehrbaren Qualitäten eines echten Perlenhändlers, wie unser edler Kaufmann es war, der nicht nur Perlen liebte, sondern alles daransetzte, die schönste und erhabenste unter ihnen auch zu finden. Vielleicht wird dies von manchen erahnt, wenn sie an der Stelle der Hütte stehen wo heute eine schlichte Gedenkstätte steht, die von dieser Geschichte erzählt. Und wenngleich es wenige sind bei denen sich die Wahrheit erhalten hat, dass die Perle immer noch verborgen sei, so gibt es diese doch. Und vielleicht gibt es eines Tages auch wieder echte, ehrbare Perlensucher, die alles daransetzen sie zu finden.
Kommentar zur Geschichte
Die Sehnsucht nach der Wahrheit treibt uns alle mehr oder weniger an und um. Gibt es wirklich so wenige Menschen, die suchend und hinterfragend sind? Oder ist es vielleicht eher so, dass zwar viele hinterfragend sind, aber dies nur soweit bzw. solange keine unbequemen Fragen gestellt werden?
Ich glaube es ist normal, dass wir vor allem in unsicheren Zeiten noch mehr als sonst unseren kleinen Rückzugsort brauchen, unsere kleinen Wahrheiten und Wertmaßstäbe, die uns Halt geben und Sicherheit. Wir haben es uns darin gemütlich eingerichtet und reagieren empfindlich, wenn von außen jemand kommt und daran rüttelt. Das betrifft auch unseren Glauben.
Religionen, Kirchen und Glaubenssysteme geben Halt. Zumindest solange sich jeder an die stillschweigende Übereinkunft hält, deren Wahrheiten nicht in Frage zu stellen. Um Einigkeit zu demonstrieren wird dann nicht selten die Welt da draußen entsprechend dunkler dargestellt.
Wenn wir Jesus lebendig nachfolgen ist das anders. Er ist keine Kirche oder Religion. Er ist der Lebendige und uns immer Wandelbare. ER sagt: Er habe keinen Stein, wo er sein Haupt hinlege, als IHN ein Mann fragt ob er IHM nachfolgend dürfe, aber entsprechend der Antwort, die Jesus gibt, wohl eher nur diese Sicherheiten im Glauben suchte.
Dieses alles-loslassen-können gehört zum lebendigen Christsein wie die Luft zum atmen. Alle Dinge zu haben als hätte man sie nicht, wie es Paulus in 1.Kor. 7,29-31 so gut zum Ausdruck bringt. Jesus kann man dadurch nicht verlieren sondern immer nur in der Tiefe neu gewinnen. Auch wenn es um die Anschauungen über IHN und SEINE Erlösung geht. – Ja, gerade da!
Wer wirklich liebt, der hinterfragt. Es kann ihm ja auch nicht egal sein, wenn es das Wichtigste in seinem Leben ist!
Nur die Wahrheit hat Kraft. Das betrifft schon viel weniger wichtige Dinge als den Glauben. Ob es Freunde, Eltern oder auch nur Arbeitskollegen sind. Wenn ich weiß, was Menschen antreibt so zu handeln wie sie handeln, kann Verständnis und Liebe wachsen. Ja, man kommt diesen Menschen in jedem Fall näher.
Um wie viel mehr betrifft das die Wahrheit über Gott und seine Erlösung? Bin ich bereit unbequeme Fragen zu stellen? Bin ich bereit wirklich zu suchen und anzuklopfen – aus Liebe und Begeisterung für die Wahrheit?
Jesus wartet darauf. Er verheißt es uns mit den Worten: „Bittet, so wird euch gegeben; suchet, so werdet ihr finden; klopfet an, so wird euch aufgetan. Denn wer da bittet, der empfängt; und wer da sucht, der findet; und wer da anklopft, dem wird aufgetan“. Matth. 7,7 ; Luk. 11.10
Ja! Diese wahren, ehrbaren Perlensucher (Wahrheitsucher) wünscht sich Gott! Menschen denen keine Mühe zu groß und kein Aufwand zu viel ist um in die Tiefe vorzudringen. Die in Geist und WAHRHEIT anbeten! Joh. 4,23-24
Die Lüge kann uns nicht frei machen. Und wenn wir in Bezug auf Gott und Erlösung in Unwahrheit (oder Scheinwahrheit) sind, wie sollte sie uns frei machen?
„So ihr bleiben werdet an meiner Rede, so seid ihr meine rechten Jünger und werdet die Wahrheit erkennen, und die Wahrheit wird euch frei machen“ sagt Jesus in Joh. 8,31-32.
Die Wahrheit über die Erlösung beginnt mit der Anschauung über Gott. Gibt es wirklich 3 Personen in Gott? Und sandte Gott-Vater wirklich den Sohn als Sühneopfer? Weil der Vater Gerechtigkeit anrechnen musste und nicht barmherzig sein konnte usw.? Wie wurde das im Urchristentum gesehen, als es noch keine Trinitätslehre gab? Die Trinitätslehre entstand erst im Jahre 328 n. Chr.
Ist das das Diadem welches anstelle der Perle gerückt ist? Mit allen weiteren verheerenden Folgen für die Wahrheit, die uns allein frei machen kann und könnte?