Die am meisten verbreiteten esoterischen Mythen!

1. Das Gesetz der Anziehung

Gehört zu den am meisten verbreiteten esoterischen Mythen überhaupt. Ich will hier der Reihe nach aufzeigen, dass dieses „Gesetz“ eine „verkürzte Wahrheit“1 ist und dadurch geradewegs in den Irrtum führt. Im eso-gnostischen Weltmodell wird es zu einem Gesetz erhoben, dem aber sowohl die psychologischen Folgen als auch die Realität nicht standhalten.

Aus christlicher Sicht fällt dabei zunächst auf, dass das Wirken und Walten Gottes oder all das was man unter der Vorsehung Gottes für jeden einzelnen Menschen versteht, einfach von vorn hinein negiert wird.
Sie wird lieber einem Gesetz zugeschrieben. Als wäre die Liebe, als wäre Gott selbst nur ein unpersönliches, lebloses Gesetz, welches den Menschen weder leitet, noch führt, noch Anstöße gibt und zwar egal, ob man an IHN glaubt oder nicht.
Dass ER es ist, der uns in SEINER Weisheit erzieht und durch SEINE Vorsehung lenkt, ohne uns jemals zu zwingen und daher so etwas wie ein Gesetz der Resonanz in unserem Leben wahrgenommen wird und aber darüber hinaus noch viel tiefere Weisheiten, ist dem mechanistischen Eso-Gnostiker, der sich lieber in der Kälte des Universums verliert, nicht mehr vermittelbar.

Die bekannte Redewendung „wovor du Angst hast, das ziehst du auch an“, trifft, Gott sei Dank, aufgrund der Vorsehung Gottes sicherlich nicht in der Weise zu, wie es nach dem Resonanzgesetz sein müsste. Und so ist es bei allen Gedanken, die wir denken.
Ein guter und erfahrener Psychotherapeut würde dies als ein Gesetz auch nie unterschreiben. Es gibt viele Phobiker, deren Ängste einem Horrorfilm gleichen. Demnach müssten sie das alles auch erleben, wenn sie diese Realität erschaffen. Dem ist nicht so. Sie werden von einem guten Therapeuten vielmehr dazu angeleitet, eine Realitätsüberprüfung vorzunehmen um zu erkennen, dass dem nicht so ist. Aber genau da liegt auch in Wahrheit das Problem. In der verzerrten Wahrnehmung der Realität und nicht in einer tatsächlichen Erschaffung der Realität.

Der Grund warum sich diese Ängste dann auch öfter bestätigen mögen, als bei Menschen, die eine entsprechende Phobie nicht haben, liegt dann einfach daran, dass sie aufgrund dieser Negativität an sich Handlungen vollziehen, die zu verhängnisvollen Situationen führen.
Ängste bannen unsere Aufmerksamkeit, bewirken einen Tunnelblick. Während also ein Mensch, der in Gelassenheit und aus einem inneren Frieden heraus in der selben Situation ein weites Blickfeld hat und Prioritäten in der richtigen Reihenfolge setzen kann und zudem noch Dinge am Rande mitbekommt, ist der angstbesetzte Mensch während dieser ganzen Zeit nur von seiner Angst gebannt und hat weder seinen Blickwinkel geändert noch die Situation um sich herum mitbekommen. Er lässt jetzt, z.B. seinen Haustürschlüssel liegen und zieht die Wohnungstür zu und verlässt das Haus. Die Situation hat also ein Verhängnis geschaffen und es kann auch durchaus sein – oder ist sogar sehr wahrscheinlich, dass sie bei dem Betreffenden neue Ängste erzeugt. Aber hier von einem „Gesetz“ zu sprechen, welches aufgrund meiner Gedanken genau die Wirklichkeit schafft, die ich „schöpferisch“ durch diese Gedanken erzeuge, ist eine „verkürzte Wahrheit“, die so einfach nicht zutrifft. Und wie gesagt, Gott sei Dank, nicht zutrifft! Sonst wäre diese Welt schon längst vollends im Chaos versunken.
Aber viele wünschen sich einfache Antworten auf komplexe Zusammenhänge und die Esoterik bedient diesen Markt nun mal einfach sehr profitabel.

2. Gedanken schaffen meine Wirklichkeit bzw. „positiv-thinking“

Das ist die nächste „verkürzte Wahrheit“, die nur auf eine begrenzte Weise zutrifft aber absolut gesetzt wird. Dass dies bedingt zutrifft, macht es noch zu keinem Gesetz und noch weniger bin ich deswegen ein Schöpfer von Realitäten.
Dass Suggestivkräfte eine gewisse Wirkung haben, zeigen psychologische Konzepte wie das NLP (Neurolinguistisches Programmieren) und ähnliche Praktiken. Aber davon zu sprechen, dass man der Schöpfer seiner Welt und Wirklichkeit ist, geht nur in der in sich abgeschlossenen und wahrnehmungsverzerrten Welt eines eso-gnostischen Weltmodells auf.

Die Wirkungen von positiven Suggestionen soll hier also nicht gänzlich in Abrede gestellt werden, aber wer schon einmal versucht hat auch nur „ein Haar schwarz oder weiß zu machen“ (Mt. 5,36) wird anerkennen müssen, dass diese Wirkungen sehr beschränkt sind. Was sie aber durchaus bewirken können, ist eine Erweiterung des Blickwinkels und die damit erfahrbaren Möglichkeiten. Allerdings vorausgesetzt, es handelt sich zudem auch um weise Gedanken, „positiv“ allein dürfte ansonsten zu wenig sein.

Die Frage ist vielmehr, ob man negative Dinge realistisch betrachtet und im Leben trotzdem die innere Mitte nicht verliert und auch die positiven Dinge des Lebens wahrnehmen kann oder ob dies nicht mehr gelingt. Insofern spricht man von einem Menschen der seinen spirituellen Ausgleich nicht mehr schafft oder generell nicht hat. Dies kann dann tatsächlich zu negativen Grundhaltung führen, dessen Wahrnehmung entsprechend, wie bei der Phobie auch, zu einer Verzerrung der Wirklichkeit führt.
Wenn dieser Mensch nun positiv denkt oder Gedankenkontrolle betreibt, was ja an sich (d.h. ohne zwingende Denkmodelle dahinter) nicht verkehrt ist, dann wird der positive Effekt wesentlich größer sein, als bei einem Menschen, der ohnehin seinen realistischen Blick auf die Welt behalten hat, ohne negativ zu werden.
Jetzt kann man diesen Effekt natürlich dem positiven Denken zuschreiben und ihm einen schöpferischen Akt unterlegen, der ein eso-gnostische Weltmodell stützt (siehe dazu: Apokryphe Schriften – wahres Christentum oder Eso-Gnosis?) oder aber einfach erkennen, dass sich eine zu negative Grundhaltung und der daraus resultierende eingeengte Blickwinkel, nie positiv auf die vielfältigen Möglichkeiten des Lebens auswirken kann, welche sich dem Menschen mit einer ausgeglichenen und in seiner Mitte stehenden Grundhaltung immer bieten.
Jetzt kann man diesen Effekt natürlich dem positiven Denken zuschreiben und ihm einen schöpferischen Akt unterlegen, der ein eso-gnostische Weltmodell stützt (siehe dazu: Apokryphe Schriften – wahres Christentum oder Eso-Gnosis?) oder aber einfach erkennen, dass sich eine zu negative Grundhaltung und der daraus resultierende eingeengte Blickwinkel, nie positiv auf die vielfältigen Möglichkeiten des Lebens auswirken kann, welche sich dem Menschen mit einer ausgeglichenen und in seiner Mitte stehenden Grundhaltung immer bieten.

Gehe ich jetzt aber weiter und verzerre die Wirklichkeit ins andere Extrem, indem ich diesen positiven Effekt aufgrund des „positiv-thinking“ oder positiver Suggestionen weiter verstärke, gerate ich sozusagen auch wieder aus meiner Mitte, indem ich nun die negative Realität negiere und ausblende, was aus psychologischer Sicht genauso schädlich ist und sich folgendermaßen äußert:

a.) Die Wahrnehmungsverzerrung
Da man negative Gedanken bewusst vermeidet werden unangenehme Realitäten weitgehend ausgeblendet. Dies trifft insbesondere auf negative Ereignisse oder Begegnungen zu. Zum einen, weil damit die Angst einhergeht, man könnte damit dieses Negative in sein Leben ziehen, zum Anderen, weil man aufgrund dessen aus der „Licht und Liebe-Blase“ geholt welche somit regelrecht zerplatzt. Diese verdrängende und verweichlichende Haltung kann sich schnell bis dahin verstärken, dass man herausfordernden und schicksalshaften Umständen im Leben kaum noch gewachsen ist. Die unbewusste Verzerrung der Realität führt dazu, Grenzen zu Menschen, die einem nicht gut tun, zu spät oder kaum noch setzen zu können, was wiederum oft zu einer Opferhaltung gegenüber eher narzisstisch geprägten Menschen führt, die noch dazu mit dieser Haltung angezogen werden.

b.) Die heillose Überforderung
Da man sich einem enormen Druck aussetzt immer positiv zu bleiben, können Schuldgefühle, wenn man es wieder einmal nicht schafft, nicht ausbleiben. Der Positiv-Denker gerät dabei in eine gefährliche Zwickmühle. Da er die Schuld immer bei sich selber sucht, geht er zum einen weit über seine Grenzen, lässt aber damit gleichzeitig negative Umstände und Menschen viel länger in seinem Leben zu, als dies Menschen ohne diese Denkweise tun würden.
Der Fokus liegt immer bei der Aufarbeitung von zwischenmenschlichen Problemen ohne überhaupt noch zu hinterfragen, ob es nicht längst viel sinnvoller wäre die negative Situation zu verlassen. Dies kann sich aber ein Positiv-Denker nicht eingestehen, weil er sich damit sein eigenes Versagen eingestehen müsste. Also verbleibt er in der negativen Situation ohne diese zu hinterfragen und versucht die Realität seinem Weltbild anzupassen, anstatt dieses irrige Weltbild an sich zu hinterfragen.

c.) Das magische Denken
Wenn einmal Resonanzgesetz und Karmagesetz das gesamte Denken eingenommen haben, denkt der Mensch nur noch in diesen Bezügen, die man auch magisches Denken nennt. Alles wird auf diese „Gesetzmässigkeiten“ hin gedeutet und die Wahrnehmung bestätigt damit wiederum diese scheinbare Realität. Es ist am Ende ein Gefängnis des eigenen Denkens innerhalb eines irrigen Weltbildes, welches nicht mehr hinterfragt wird, obwohl das gesamte Leben eine einzige Zeichendeuterei innerhalb dieses Systems wird. Bei allen positiven Dingen, die ins Leben kommen, sind es die positiven Gedanken gewesen, die die schönen Ereignisse bewirkt haben und so den „Positiv-Denker“ sofort wieder motivieren. Bei allen negativen Situationen ist es der Anreiz, der sofort damit verknüpft wird, auch dieses Negative noch aufzulösen.

In Wahrheit wird damit keine Situation aufgelöst, sondern die Verstrickungen nehmen aufgrund dieser Haltung im Leben enorm zu. Diese werden immer wieder mit dem selben „circulus vitiosus“, (Teufelskreis) beantwortet, die in der griechischen Mythologie mit dem Bild des Sisyphos zum Ausdruck gebracht wurde. Ständig muss Sisyphos einen Felsblock auf ewig einen Berg hinaufwälzen, der, fast am Gipfel, jedes Mal wieder ins Tal rollt.

Eine gute Zusammenfassung des positiven Denkens aus psychologischer Sicht findet sich z.B. auch auf der Seite der Psychotherapeutin Dr. Sonja Jaeger unter der Überschrift: „Der Mythos des positiven Denkens“
https://www.sonia-jaeger.com/de/der-mythos-des-positiven-denkens/

3. Nur wenn ich mich selbst Liebe, kann ich andere Lieben? Nur wenn ich selber glücklich bin, kann ich andere glücklich machen?

Diese Aussage zeigt deutlich das egozentrische Weltbild im Gegensatz zum theozentrischen Weltbild auf. Beim egozentrischen Weltbild steht der Mensch im Mittelpunkt allem schöpferischen Seins. Da er aus sich heraus Liebe und Schöpfer sein will, muss er zunächst Lieben, muss er zunächst haben, muss er zunächst glücklich sein um auch andere mit der Gabe der Liebe versehen zu können.
Beim theozentrischen Weltbild ist der Verlauf umgekehrt. Gott steht im Mittelpunkt des Seins und allein ER ist Schöpfer und Gestalter und der Mensch nur Geschöpf und Gefäß. Nicht ich muss zunächst Lieben, sondern Gott ist die Liebe, auch wenn ich mich gar nicht liebenswert fühle, nicht ich muss zunächst haben, sondern Gott hat immer, auch wenn ich die Hände leer habe (ja besonders dann!) und nicht ich muss zunächst glücklich sein um andere glücklich zu machen, sondern Gottes Friede, Gottes Glück ist unabhängig von jeder Form menschlichen Glücks. Ich kann einen großen Verlust verdauen müssen, aber kann den höheren Frieden Gottes spüren und erleben, der über alles hinausgeht was die Welt zu bieten hat.
Die Vorstellung, dass man erst selber Haben muss um anderen Geben zu können, beschreibt die Liebe als eine Substanz, die dem Denken eines esoterisch-mechanistischem Weltbildes entspricht. Man gibt darin die Liebe, wie man einen Gegenstand gibt, denn man nachher nicht mehr hat.
Im theozentrischen Weltbild hingegen verdoppelt sich die Liebe, die man teilt und nie macht es jemanden ärmer oder gar energieloser, weil er besonders viel davon teilt. Es ist eher ein Irrtum anzunehmen Liebe überhaupt teilen zu können, da sie dem Menschen nicht gehört und der Mensch der das glaubt, sich vielmehr pausenlos mit dieser Anmaßung übernimmt.
Mit dem Wesen der Liebe hat das nichts zu tun, sondern sie ist und bleibt der lebendige Fluss Gottes der alle Menschen belebt, je mehr sich dieser Gott unterordnet und damit in seiner Ordnung eingliedert.
Dann aber trifft vielmehr das zu was Paulus so schön zum Ausdruck bringt, in dem er sagt: Christus ist in meiner Schwachheit mächtig“ und „jetzt lebe nicht mehr ich, sondern Christus lebt in mir“. (2.Kor. 11,30, 12,9; Gal. 2,20).
Wenn der Mensch abnimmt, kann Gott zunehmen. Dieser Prozess ist unmittelbar mit der Haltung Gott gegenüber verbunden. Sehe ich mich als Kind, Geschöpf und in aller Unzulänglichkeit oder als Meister, Schöpfer und einer vermeintlichen Göttlichkeit. Schreibe ich mein positives Wirken Gott zu oder schreibe ich es mir selbst zu?
Wer in der Liebe zu Gott in eine weitere Dimension fortschreitet, erkennt die wirkende Macht Gottes überhaupt erst in Jesus Christus ganz neu und KANN diese gar nicht sich selber zuschreiben. Er erkennt, dass jeder Hochmut, jede Anmaßung und jedes „selber gut sein“ SEINEM Geist vielmehr im Wege steht. SEIN zarter und unaufdringlicher Geist braucht Menschen, die fühlen und bescheiden sein können, die Demut und Hingabe um der Wahrheit und der Liebe selbst willen leben wollen. Um so freier und ungehinderter kann der Hl. Geist Jesu in einem Menschen wirken. Aber selbst dann ist immer noch so, dass „die Linke Hand nie weiß, was die Rechte tat“ (Mt. 6,3). Weil ER trotz, oder aufgrund meiner Unzulänglichkeit, immer das Bessere schafft, als ich mir selber vornehmen und denken kann. So darf man mehr und mehr Zeuge SEINER Wunder werden und vielmehr in der Bescheidenheit und staunenden Unschuld eines Kindes Gottes wachsen.

1 „Verkürzte Wahrheit“ bedeutet, dass ein bestimmter, auf ein begrenztes Gebiet gegebener Zusammenhang, absolut gesetzt und verallgemeinert wird, wodurch irrtümliche Annahmen entstehen.

lebenslebendig